Giambattista Tiepolo

 

Giovanni Battista Tiepolo (5. März 1696 - 27. März 1770) war einer der bedeutendsten venezianischen Maler seiner Zeit. Er war eines von sechs Kindern eines Kapitäns und Kleinreeders (mercante) und wuchs in der Pfarrei von San Domenico auf. Die Familie war mit der gleichnamigen Adelsfamilie Tiepolo (Teupulo), die im 13. Jahrhundert zwei Dogen stellte, nicht verwandt. 1710 trat Giambattista Tiepolo in die naheliegende und renommierte Werkstatt des Staatsmalers Gregorio Lazzarini (1655-1730) in San Pietro di Castello ein.

Allegorie der Familie Barbaro
Allegorie der Familie Barbaro, um 1750
Bildquelle / © Metropolitan Museum of Art, New York

Zu den ersten eigenständigen Werken gehören zwei Bilder der Gemäldezyklus in der Kirche Santa Maria dei Derelitti, auch bekannt unter der Bezeichnung Ospedaletto: die Apostel und der Durchzug durch das Rote Meer (1715/16?) sowie Gemälde für den Palazzo Zenobio, deren Datierung allerdings umstritten ist. Auch Lazzarini hat in der Ca'Zenobio ein Deckengemälde hinterlassen. Ab 1717 war Tiepolo selbständiger Meister. Die Frage nach dem tatsächlichen Einfluß von Lazzarini oder Louis Dorigny auf Tiepolos Werk konnte durch die Forschung bislang nicht zufriedenstellend geklärt werden. In den 1720er Jahren löste sich Tiepolo vom Einfluß des Chiaroscuro Giambattista Piazzettas und Federico Bencovichs und wandte sich, ähnlich wie Bambini und Bellucci, Paolo Veronese (1528-1588) zu. Dies ist neben der Farbkomposition auch besonders an Staffage-Details wie Hellebarden und Tieren ablesbar.

Tiepolo als Maler in venezianischen Palästen

Für den Palazzo Sandi malte er 1724-25 zwei Bilder, heute in der Sammlung der Grafen von Schio, sowie ein Deckenfresko Die Macht der Beredsamkeit - eine Anspielung auf den Beruf der auftraggebenden Advokaten Sandi. Bereits früh erfreute sich Giovanni Battista Tiepolo also der Wertschätzung intellektueller Auftraggeber.

Wohl um 1734 entstanden mehrere Bilder im Auftrage des Patriziers Zaccaria Sagredo für dessen Palazzo Sagredo, darunter eine Huldigung an Venedig, die sich als letztes der Bilder noch im Palast befindet. Alle anderen Werke aus der Kollektion sind verstreut. Eine freskierte Apotheose des Admirals Vettor Pisani im Palazzo Pisani Moretta wurde wohl zu Beginn der 1740er Jahre im Rahmen des Umbaus des Palasts geschaffen; Auch im Dogenpalast befindet sich ein Werk des Küstlers: Neptun beschenkt Venedig. 1744/45 entstanden mehrere allegorische Bilder für den Palazzo Barbarigo. Während Teile davon in die Ca'Rezzonico verbracht wurden, sind mehrere Supraporten, die in den 1960er Jahren widerrechtlich verkauft worden waren, 2002 in den Palast zurückgeführt worden. Zu den bedeutendsten Werken für die Innendekoration venezianischer Adelspaläste gehört der Freskenzyklus im Palazzo Labia, ebenfalls wohl um 1745. Für die Schein-Architektur zeichnete der Quadraturmaler Gerolamo Mengozzi, genannt Colonna, verantwortlich. Das Wirken Tiepolos für die Familie Manin ist in der Forschung umstritten; Knox (1979) schreibt ihm zwei Decken sowie einen Zyklus, der sich dem befreiten Jerusalem widmet und der vielleicht in einem einzigen Zimmer im Palazzo Manin untergebracht gewesen sein soll, zu. All diese Bilder, welche bald nach 1740 entstanden, sind heute verstreut. Vor seinem Aufbruch nach Würzburg, wo Tiepolo in der Residenz das Fresko mit der Darstellung der vier Erdteile schuf, malte Tiepolo zur Feier der Prokuratorenwahl von Almorò Barbaro 1750 eine ehemals im Palazzo Barbaro befindliche Apotheose der Familie Barbaro, die heute im Metropolitan Museum in New York ausgestellt ist. Von den Portraits von Mitgliedern der Familie Cornaro, einst im gleichnamigen Palast am Campo San Polo befindlich, ist nur noch das Portrait von Doge Giovanni II Cornaro in Venedig (Sammlung Egidio Martini, Ca'Rezzonico) verblieben. Ein weiterer Portraitzyklus in der Ca' Dolfin wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zerstreut, eines der Gemälde, Portrait eines Dolfin, Procuratore e Generale da Mar, ist heute im Museum Querini Stampalia. Ein Deckenbild, das zur Ausstattung des Palazzo Correr a S. Fosca gehörte, wurde ebenfalls im Ottocento abgenommen und nach Köln verbracht, wo es im II. Weltkrieg verbrannte. Zwei Friese aus der Hand seines Sohnes Giandomenico, die ebenfalls für diesen Palast geschaffen wurden, gelangten in den Palazzo Contarini, wo sie sich bis heute befinden. In der Ca'Rezzonico sind zwei Fresken auf uns gekommen: Vornehmheit der Tugend geleiten den Verdienst zum Ruhmestempel und die Hochzeitsallegorie anläßlich der Vermählung von Lodovico Rezzonico mit Faustina Savorgnan.

Weitere Werke Tiepolos in Venedig befinden sich ih den Kirchen von San Beneto, San Francesco della Vigna, Sant'Alvise, San Stae, Santi Apostoli, der Pietà (1754) und der Gesuati-Kirche (1737-39). Während des ersten Weltkriegs wurde das 1743/1744 entstandene Deckenfresko der Kirche Santa Maria di Nazareth, vulgo Scalzi, durch österreichisches Bombardement vernichtet.

Auch für vicentinische Adelige war Giambattista Tiepolo tätig; zu den bekanntesten Werken zählt der Freskenzyklus in der Villa Valmarana ai Nani bei Vicenza (1757) sowie diverse Werke in Palästen in Vicenza. Am 31. März 1762 verließ Tiepolo mit seinen Söhnen Giandomenico und Lorenzo seine Heimat, um fortan in Spanien tätig zu sein. Im Palacio Real schuf er im Auftrag Karls III. von Spanien mehrere Fresken. 1770 starb Giambattista Tiepolo in Madrid.

Literatur

 

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