Bauzeit: | 1646 / 18. Jh. |
Architekt: | Andrea Cominelli (Wasserfassaden) / Alessandro Tremignon (Campo-Fassade) |
Adresse: | Cannaregio 275 |
Nutzung: | RAI |
Karte: | Canale di Cannaregio |
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Dieser Palazzo ist einer der letzten Großbauten Venedigs. In ihm wird die Normativität der Architektur Baldassarre Longhenas für die nachfolgende venezianische Profanarchitektur evident. Die Hauptfassade mit der Abfolge der Ordnungen dorisch-ionisch-korinthisch ist zum Canale di Cannaregio hin, eine kleinere, auf drei Fensterachsen beschränkte Fassade ist zum Canal Grande hin. Auffallend sind die zahlreichen gekrönten Adler (das Wappen der Labia) zwischen den ovalen Fenstern unterhalb der Kranzgesimse der Fassaden. Vor allem an der Fassade zum Canal Grande hin sind die relativ großflächigen Zwischenräume zwischen den Fenstern durch Spiegel gegliedert.
Eine der ersten Darstellungen des Palasts ist ein Stich von Vincenzo Maria Coronelli um 1708-10. Er zeigt, genau wie die zehn Jahre später entstandene Ansicht von Domenico Lovisa, die ursprünglich symmetrische, auf dem tradierten dreiteiligen venezianischen Schema basierende Fassade zum Platz vor der Kirche San Geremia, die damals noch einen romanischen Portikus besaß. Die asymmetrische Erweiterung des 18. Jahrhunderts wird erstmals um 1730 auf einem Bild Canalettos sichtbar. Von Andrea Cominelli stammt auch der Plan einer "Vollendung" der Schauseite zum Canale di Cannregio, die durch Addition dreier weiterer Fensteachsen zur Rechten hätte realisiert werden sollen.
Der zwei Stockwerke umfassende Ballsaal liegt in der Gebäudemitte und unterteilt die porteghi, die an sich an den Fassaden ablesbar sind. Angrenzend befindet sich ein quadratischer Innenhof mit rustizierten Doppelsäulen im Erdgeschoß
Bekannt ist der Palazzo vor allem durch die wertvolle Innendekoration (1746-47) von Giambattista Tiepolo. Dazu zählen u.a. ein im 2. Weltkrieg schwer beschädigtes Bankett des Antonius und der Kleopatra, eine Begegnung zwischen Antonius und Kleopatra, Zephir und Flora sowie Bellerophon auf Pegasus. Die illusionistischen Quadraturen stammen von Gerolamo Mengozzi Colonna.
Die Labia waren die erste casa, welche sich nach der sogenannten ""serrata del Maggior Consiglio" (Schließung des Großen Rates, 1297) gegen Zahlung von Hunderttausend Dukaten im Jahre 1646 ins Patriziat einkauften. Sie starben mit Francesco Labia im 19. Jahrhundert aus.
Die Campo-Fassade des Palazzo Labia 53 kB |
© 1999-2007 J.-Ch. Rößler
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