Santa Maria del Rosario (Gesuati)

 


Santa Maria del Rosario (Gesuati)

Beschreibung

Die Gemeinschaft der Jesuaten oder Hieronymiten (poveri Gesuati) war seit dem Ende des 14. Jh. zuerst in der Pfarrei von Santa Giustina, ab 1397 in Sant'Agnese ansässig, wo sie an den Zattere einen dem Hl. Hieronymus geweihten Konvent mit Kreuzgang errichteten. Nachdem die Gemeinschaft 1668 durch Papst Clemens IX aufgelöst worden war, verkaufte die Serenissima die Immobilien an den Orden der Dominikaner vom Sl. Jacopo Salamonio. Da die zum Konvent gehörige, noch heute bestehende und mit Ausnahme eines hölzernen, abgebeizten Architravs gut restaurierte Frührenaissancekirche Santa Maria della Visitazione den Dominikanern nicht mehr genügte, beschlossen sie bald nach 1700 eine neue Kirche zu errichten. Giorgio Massaris Pläne wurden offenbar 1724 genehmigt; der Grundstein wurde am 17. Mai 1726 in Gegenwart des Patriarchen Marco Gradenigo gelegt. Zehn Jahre später war der Bau im wesentlichen vollendet; es ist auch der großzügigen Spende der Adeligen Virginia Correr zu verdanken, daß die Fassade nicht, wie etwa bei der Pietà, unvollendet blieb. Die auf Fernsicht hin konzipierte, schräg gegenüber von Palladios Pestkirche Il Redentore gelegene Schauseite mit vier kolossalen korinthischen Halbsäulen besitzt in den äußeren Interkolumnien in je zwei übereinander angeordneten großen Nischen Skulpturen der weltlichen Tugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung), die von Gaetano Susali, Francesco Bonazza, Giuseppe Bernardi Torretti sowie Alvise Tagliapietra geschaffen wurden. Auch die beiden seitlich an das überkuppelte Presbyterium angebauten niedrigen Glockentürme sind auf Il Redentore bezogen.
Der überwölbte Saalraum ist 31 Meter lang. Im Unterschied zu der ebenfalls von Massari entworfenen Pietà befinden sich in Santa Maria del Rosario unterhalb der sechs Stichkappen nicht nur Seitenaltäre, sondern Kapellen. In den von korinthischen Wandsäulen auf niedrigen Plinthen begrenzten Wandflächen zwischen den Kapellen sind vier Skulpturen von Gian Maria Morlaiter in Nischen untergebracht. Im Presbyterium ein barocker Hauptaltar, für den wohl jener von Santi Giovanni e Paolo Vorbild war. 1737-39 schuf Giambattista Tiepolo das dreiteilige Deckenfresko mit Maria erscheint dem Hl. Dominikus, Maria überreicht dem hl. Dominikus den Rosenkranz und Gloria des Hl. Dominikus.
An der Seite zum Rio Terà dei Gesuati befinden sich Reste von altem Kalkputz, die von den Ergänzungen der letzten Restaurierungsmaßnahme klar unterschieden werden können.

Literatur

Massari, Antonio: Giorgio Massari, architetto veneziano del Settecento, Vicenza 1971, pp. 42-46
Lewis, Douglas: The late baroque churches of Venice, New York 1979, p. 41

 

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