Es ist dies einer der größten Binnenplätze der Stadt. Er ist benannt nach der gotischen Kirche San Polo, die allerdings nur ihre Apsis dem Platz zuwendet. Wie die Stadtansicht Venetie MD zeigt, war der Platz zu Beginn des 16. Jahrhunderts bereits geflastert. Die auf der Vedute erkennbaren mittelalterlichen Paläste haben sich teilweise erhalten; es verbleiben neben dem Palazzo Balbi (San Polo 2172) noch der Doppelpalast der Soranzo (San Polo 2169-2171) mit seinem hochwertigen plastischen Schmuck sowie der Palazzo Donà (San Polo 2177). Wie noch die Ansicht des Platzes von Canaletto/Visentini zeigt, befand sich vor den Palazzi Soranzo ursprünglich ein Kanal, der Zugang zu den Palästen erfolgte vermittels Brücken. Im vorletzten Jahrhundert wurde dieser Kanal wie viele andere zugeschüttet; seine Position ist allerdings noch im Bodenbelag abzulesen (im Plan rechts etwas dunkler). Leider ist der gotische Palazzo Garzoni an der Westseite des Platzes im 19. Jahrhundert abgebrochen und durch ein unansehnliches Wohnhaus ersetzt worden. Zum Platz wenden sich Landeingang und zwei Renaissance-Loggien des Palazzo Corner Mocenigo (San Polo 2128), der seine Hauptfassade nicht etwa zum Campo San Polo, sondern auf den Kanal hat. Im 17. Jahrhundert entstand an der Ostseite der Palazzo Maffetti, heute Tiepolo (San Polo 1957), nach Entwurf von Domenico Rossi. 1840 wurde an der Nordseite des Campo durch den Ingenieur Benvenuti das klassizistische Gebäude der Druckerei Tipografia Tasso
(San Polo 2156) errichtet.