San Francesco della Vigna

 


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Canaletto: Campo und Kirche San Francesco della Vigna

Beschreibung

Die Kirche der Franziskaner wurde ab 1534 nach Entwurf von Jacopo Sansovino neu errichtet. Die Wahl des Baumeisters war auch bedingt durch den Dogen Andrea Gritti (reg. 1523-1538), dessen Palast in unmittelbarer Nähe der Kirche steht. Die 12 Kapellen wurden bis 1542 an diverse Patrizierfamilien, so die Badoer, Contarini, Bragadin und Barbaro, verkauft. Zweige der casa Giustiniani, so die Giustinian dei Vescovi besaßen allein drei Kapellem in San Francesco della Vigna 1. Martin Gaier konnte kürzlich einen großartigen, in den Uffizien aufbewahrten Enwurf von Giovanni Maria Falconetto (1468-1535) dem Vorgängerbau von San Francesco zuordnen. Auftraggeber war wohl der Prokurator de ultra Girolamo Giustinian (1469-1532) 2.
Nachdem der Doge Andrea Gritti, der in einem Palast in unmittelbarer Nähe der Kirche lebte, 1535 die Bestattungsstrategie seiner casa änderte und nicht mehr in San Salvador bestattet werden wollte, erkaufte er 1536 für 1000 Dukaten das Recht, in der Hauptkapelle von San Francesco della Vigna bestattet zu werden 3. Gritti starb 1538. Im fünften Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts wurde die Hauptkapelle umgestaltet und zwei Grabmonumente an den Seitenwänden für Andrea Gritti und dessen Großvater Triadano Gritti († 1474) geschaffen. Das Vorbild hierfür ist Bramantes Santa Maria del Popolo in Rom, wo bereits 1505 bis 1509 zwei Grabmonumente für Ascanio Sforza und Girolamo Basso della Rovere von Andrea Sansovino geschaffen worden waren. Der Entwurf für die Grabmale Gritti in San Francesco della Vigna wird von der neueren Forschung Jacopo Sansovino zugeschrieben (insbesondere die Festons zwischen den korinthischen Halbsäulen deuten auf ihn hin); die Ausführung Alessandro Vittoria 4. 1540 war die Hauptkapelle fertiggestellt.

Längsschnitt
Längsschnitt nach Antonio Visentini

1554 war der gesamte 81 Meter lange Saalbau mit tiefem Mönchschor - "ein wahrer Rückschritt ins Oberitalienische, wenn man S. Marcello in Rom (1519) damit vergleicht" (Burckhardt) - und hohen Seitenkapellen vollendet, eine Fassade fehlte allerdings noch. Nachdem das Projekt einer jener venezianischen Grab-Fassaden bei San Antonio di Castello sich nicht leicht verwirklichen ließ, wurde die Fassade von San Francesco della Vigna ab 1544 Gegenstand eines ebensolchen Projekts für den verstorbenen Vettor Grimani. Dies wurde von Gaier kürzlich ausführlich dargestellt 5. 1452 wurde die Fassade Vettor Grimani, procuratore di San Marco de supra, und seinem Bruder Marino, Patriarch von Aquileia, gratis überlassen 6. Giovanni di Gerolamo Grimani, ebenfalls Patriarch von Aquileia und jüngster Bruder von Vettor, entließ 1563 schließlich Sansovino als Baumeister und ersetzte ihn durch Andrea Palladio. Ein erster Entwurf sah eine Fassade in enger Anlehnung an den Trajansbogen in Ancona vor. An der endgültigen Fassade, die nun aus überlagerten Tempelfronten (Haupttympanon, zwei seitliche halbe Tympana) besteht, findet sich kein Hinweis auf die Grimani mehr. Es ist dies das am wenigsten bekannte Werk Palladios in Venedig. Zwei Inschriften befinden sich in den Interkolumnien: Non sine jugi interiori und Exteriorique bello. Im Haupt-Gebälk: Deo utriusque templi aedificatori ac reparatori. Bei der Umsetzung der palladianischen Fassade mit Thermenfenster wurde eine vormals darüber angeordnete Rose Sansovinos zugesetzt.

Der Kirche ist ein Platz vorgelagert. Nördlich schließen umfangreiche, bis zur Lagune reichende Klosteranlagen mit zwei Kreuzgängen an, welche auch zahlreiche Grabplatten enthalten. Eine Sacra Conversazione von Giovanni Bellini aus dem Jahre 1507 befindet sich in einem direkt an die Kirche anschließenden Raum des Konvents. Sie bleibt allerdings qualitativ hinter den Werken Bellinis in San Zaccaria und der Pesaro-Kapelle in Santa Maria Gloriosa dei Frari zurück. Im südlichen Querschiff hängt eine im siebten Jahrzehnt des Quattrocento von Fra Antonio Falier da Negroponte, einem Zeitgenossen von Bartolomeo Vivarini, geschaffene Madonna. Weiter ist eine Sacra Conversazione von Veronese (1551) zu erwähnen.
Tiepolo Sagredo
Detail eines von Giambattista Tiepolo freskierten Zwickels der Kapelle Sagredo
Die Sagredo erwarben 1661 eine Kapelle. Sie wurde im Auftrage des Dogen Nicolò Sagredo (1606-1676) neu ausgestattet. Die Grisaillen in den Pendentifs zeigen die vier Evangelisten und wurden 1743 von Tiepolo gemalt; die Fresken der Kuppel mit Darstellungen des Paradieses, mehrerer Heiligen und insbesondere des Hl. Girardo Sagredo stammen von Gerolamo Pellegrini 7. In der Kapelle befinden sich auch zwei im Jahre 1743 von Giusto Le Court respektive Antonio Gai geschaffene Skulpturen des Dogen Nicolò und des Patriarchen Alvise Sagredo (1616-1688).
1581 wurde der Campanile nach einem Entwurf von Bernardino Ongarin errichtet. Seit 1810 hat die Pfarrei von San Francesco della Vigna den heutigen Zuschnitt und umfaßt auch die aufgelösten Sprengel von S. Giustina, S. Tèrnita und S. Antonino.

Anmerkungen

1 Markham Schulz, Anne, Morresi, Manuela, Bergamo Rossi, Toto: La capella Badoer-Giustiniani in San Francesco della Vigna a Venezia : The Badoer-Giustiniani Chapel in San Francesco della Vigna, Venice. Firenze 2003
3 Markham Schulz, op. cit., pp. 126 ss.
4 Finocchi Ghersi, Lorenzo: Alessandro Vittoria - architettura, scultura e decorazione nella Venezia del tardo Rinascimento, Udine 1998, passim. Zorzi, Giangiorgio: Le chiese e i ponti di Andrea Palladio, Vicenza 1967, schrieb das Grabmal hingegen Palladio zu.
5 Gaier, Martin: Facciate sacre a scopo profano, Venezia 2002, pp. 149-178
6 Markham Schulz, op. cit., p. 134
7 Barcham, William L.: The Cappella Sagredo in San Francesco della Vigna, in: Artibus et Historiae 7.1983, pp. 101-124.

Verweise

Centro Internazionale di Studi di Architettura Andrea Palladio: San Francesco della Vigna

 

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