San Zaccaria

 


Die Dogenprozession in einem Stich von Giambattista Brustolon

Die Dogenprozession in einem Stich von Giambattista Brustolon

Beschreibung

Die Kirche San Zaccaria im Sestiere von Castello gehört zu einem 827 gegründeten Benediktinerinnenkloster, in das die Töchter der reicheren venezianischen Adelsfamilien aufgenommen wurde. Die Zuordnung des Patroziniums ist und bleibt unklar, da die Quellen teils widersprüchlich sind. Mit San Zaccaria kann sowohl Johannes der Täufer als auch der Prophet Zacharias gemeint sein 1. Angeblich ruhen die Gebeine des letztgenannten in der Kirche. Zu Ostern fand bis zum Ende der Republik 1707 eine Prozession des Dogen zur Kirche statt.
Der 1458 begonnene Neubau der Kirche zeigt sowohl gotische Elemente im Chor als auch Einflüsse von Florentiner Renaissance und von zeitgenössischen lokalen Architekturen, wie der Scuola Grande di San Marco von Bartolomeo Bon. Der Florentiner Baumeister Michelozzo di Bartolomeo errichtete 1433–1434 die Bibliothek des Klosters San Giorgio Maggiore, und es wird vermutet, daß bei San Zaccaria einige der Arbeiter übernommen wurden. 1461 beteiligte sich die Republik an den Baukosten. Sixtus IV. und Innozenz VIII. gewährten Ablässe für den Bau, nicht hingegen der aus Venedig stammende Papst Paul II. Dies führte ab 1466 zu Verzögerungen.
Mit der viergeschossigen, reich mit diversen Marmorarten inkrustierten Fassade sind die Namen der Baumeister Antonio Gambello und Mauro Codussi verknüpft. Vier Strebepfeiler gliedern die Fassade und lassen den Mittelteil noch höher wirken. Die Einsetzung Gambellos Anfang Mai 1458 ist in Archivalien überliefert. Ob er auch Verfasser des Entwurfs und des nachweisbaren Holzmodells war, wird bezweifelt. Bei seinem Tod im Jahre 1481 war nur das Sockelgeschoß, das Ähnlichkeiten mit der Chorschranke von Santa Maria Gloriosa dei Frari aufweist, fertiggestellt. Innerhalb von vegetabilen Rahmungen sind Tondi mit Halbfiguren von Propheten angeordnet. Wer das erste Geschoß errichtete, ist nicht bekannt. 1483 führte Mauro Codussi den Bau fort. Die Lösung der Giebel ist bereits an Codussis Fassade von San Michele formuliert. Über dem Portal befindet sich eine verwitterte Marmorstatue von Alessandro Vittoria.
San Zaccaria ist eine dreischiffige Basilika mit polygonalem Chorschluß und einem Chorumgang mit fünf Apsiden - ein Unikum in Venedig. Die Säulen des dreiopchigen Mittelschiffs stehen auf achteckigen, hohen Piedestalen; ihre Kapitelle sind mit Adlern verziert. Es wird in der Forschung versucht, den Grundriß aus dem Heiligen Grab in Jerusalem zu erklären. Der Innenchor ist vom Umgang durch Spitzbogen mit Maßwerk getrennt. Unterhalb der Kirche befindet sich eine romanische Krypta.

Kunstwerke

Zwar sind die Wände von San Zaccaria fast vollständig mit Bildern bedeckt, doch ist das künstlerische Hauptwerk unbestritten die Sacra Conversazione von Giovanni Bellini im nördlichen Seitenschiff 2. Das 1505 gemalte Bild zeigt die Jungfrau mit dem Kind, flankiert von der Hl. Katharina von Alexandria und Petrus zur Linken sowie der Hl. Lucia und Hieronymus zur Rechten. Dabei greifen die Gewänder von Petrus und Hieronymus über die Scheinarchitektur in eine Landschaft aus. Giovanni Antonio Pellegrini malte im 18. Jahrhundert die Halbkuppel über dem Altar mit einem Zacharias im Gewand eines Hohepriesters aus.

Im Zuge der Säkularisierung unter Napoleon wurde 1810 auch das Kloster von San Zaccaria aufgelöst. Es dient heute als Kaserne der Carabinieri. Seit 2004 wird die Fassade der Kirche restauriert.

Anmerkungen

1 Rosemann, Andrea: Die Kirche San Zaccaria in Venedig. Diss. Berlin 2001, p. 12
2 Eine fast 30 Jahre ältere Sacra Conversazione von Bellini befindet sich in Santa Maria Gloriosa dei Frari

Verweise

Giovanni Bellini: Pala di San Zaccaria

 

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