Sant' Elena

 


Sant' Elena

Beschreibung

Die Isola di Sant'Elena befindet sich am östlichen Stadtrand in der Nähe der Insel Olivolo (San Pietro di Castello). Eine erste Augustiner-Kapelle, in der die Reliquien der Heiligen Helena aufbewahrt wurden, entstand 1028. 1439 wurde eine neue Klosterkirche gotischen Stils begonnen. Der einschiffige Bau, der nur aus einem breit proportionierten Langchor besteht, weist Analogien zu festländischen Bettelordenskirchen des Trecento auf 1. 1407 wurden durch päpstlichen Erlaß die Augustiner des Klosters durch Olivetaner abgelöst und der Konvent dem Dogen unterstellt. Klostergebäude sind ebenfalls teilweise erhalten. 1515 weihte der Bischof von Aleppo die Kirche. Auf der Stadtansicht von Jacopo de'Barbari ist die Insel am rechten Bildrand nur angeschnitten. Bis zur Urbanisierung des Areals ab dem frühen 19. Jahrhundert war die Kirchenfassade weithin sichtbar, insbesondere für ausfahrende Schiffe. Ein Stich im Forestiere Illuminato von 1740 zeigt dies  2.
Die sparsame Fassade ist von zwei schlichten Spitzbogenfenstern und einer zentralen Rose durchbrochen. Plastisches Hauptwerk ist das Portal. In der reich mit Eierstab verzierten, auf zwei korinthischen Säulen ruhenden Lünette ist der Admiral Vettor Cappello (1400-1467) knieend vor der Heiligen Helena dargestellt. Das Fehlen des ursprünglich existierenden großen Holzkreuzes in den Händen der Heiligen erschwert heute die Lesbarkeit und sorgt für ein Ungleichgewicht. Am Architrav des Portals wie auch an den Plinthen jeweils zwei Wappen der Cappello, die auch den Neubau der Kirche mitfinanziert hatten. Die traditionelle Zuschreibung der Skulpturen an Antonio Rizzo wird von der neueren Forschung nicht mehr vorbehaltlos akzeptiert; Gaier zufolge könnte Bartolomeo Bellano die Figuren geschaffen haben 3.
Im 19. Jh. haben auch das Kloster Sant' Elena und die Kirche unter der Säkularisation gelitten. Bei der Auflösung von Kloster und Kirche wurde 1807 die Ausstattung verkauft, so daß sich Sant'Elena heute bar nennenswerter Kunstwerke darbietet. Die Reliquien der Heiligen wurden nach San Pietro di Castello verbracht; das Portal wurde 1841 vorübergehend nach S. Aponal beim Rialto transloziert. Teile eines Maiolikafußbodens aus der Zeit um 1460 erhalten, welcher sich in der Giustiniani-Kapelle befand, sind heute in der Ca' d'Oro. Sant'Elena enthielt einst Grabmale der Familie Contarini sowie von Pietro und Eustachio Balbi, Daniele Muazzo sowie Pietro und Giacomo Loredan. Sowohl die Kirche als auch die Cappella S. Elena (1. Kapelle rechts) wiesen Chorschranken auf.

Eine umfassende Restaurierung fand im dritten Jahrzehnt des 20. Jh. statt, doch ist der heutige Zustand prekär: die polychrome Fassung der Gewölberippen und der Wände bedarf konservatorischer Maßnahmen. Der Neubau des massigen Campanile stammt von 1950. Südlich schließt sich die Marineschule Francesco Morosini an.

Anmerkungen

1 Dellwing, Herbert: Die Kirchenbaukunst des späten Mittelalters in Venetien, Worms 1990, p. 123s
2 Forestiere Illuminato intorno le cose più rare e curiose della città di Venezia e dell' isole circovicine, Venezia (Giambattista Albrizzi) 1740
3 Gaier, Martin: Facciate sacre a scopo profano, Venezia 2002, pp. 129-148
 

Impressum Venedig