San Salvatore

 


San Salvatore

Beschreibung

Die auch unter dem venezianischen Namen San Salvador bekannte Kirche befindet sich in der Nähe des Rialto und der Merceria, jener Hauptgeschäftsstraße, welche den Rialto mit dem Markusplatz verbindet. Sie geht auf eine Gründung durch die Familien Carosii und Gattolosi im 7. Jahrhundert zurück. Am 29. August 1177 wurde die Kirche von Papst Alexander III geweiht, von 1182 bis 1209 aber erneuert. Der heutige Kirchenbau wurde ab 1507 von Giorgio Spavento, seit 1486 Proto der Prokuratoren von San Marco, begonnen. Das Grundschema der wiederholten Form einer Kreuzkuppelkirche stammt offenbar von Spavento und wurde offenbar bereits 1506 festgelegt. 1 Ab 1507 ist Tullio Lombardo auf der Baustelle nachweisbar, in einem Dokument vom 29. Oktober dieses Jahres wird er als architectus et gubernator instructionis et fabricae faciendae de novo Basilica sancti Salvadoris, usque ad perfinitionem bezeichnet.
Im Grundriß zeigt San Salvador nicht nur eine enge Verwandtschaft mit venezianischen Kreuzkuppelkirchen der Frührenaissance wie San Geminian oder Codussis San Giovanni Crisostomo, sondern bezieht sich direkt auf die Markuskirche: tonnengewölbte querrechteckige Joche wechseln sich im Mittelschiff mit quadratischen und überkuppelten Jochen ab; die sechs quadratischen Joche der Seitenschiffe besitzen ebenfalls kleine Kuppeln. Das Verhältnis von Höhe zu Breite ist in Haupt- und Seitenschiffen 2:1. Der Kirchenraum wird von drei Apsiden abgeschlossen. Von Lombardo stammen wohl die Ordnungen der Säulen und Pilaster und die Befensterung des Mittelschiffs 2.
Die Grundsteinlegung für diesen Bau erfolgte bald nach jener von St. Peter in Rom (18.04.1506), und San Salvador ist auch als genuin venezianische, der lokalen Tradition verhaftete Antwort hierauf zu verstehen.
Die mittels des Nachlasses von Giacomo Galli finanzierte, erst 1663 von Giuseppe Sardi errichtete zweistöckige Fassade zum Campo San Salvador und der dort befindlichen Scuola Grande di San Teodoro ist im Barockstil gehalten. Sie wurde 1866-1879 restauriert. Die erhöhte Lage des Kirchenraums und die Erfordernis einer Freitreppe kommen der theatralischen Wirkung der Fassade dabei zugute.
Das angrenzende Kloster mit Kreuzgang, ebenfalls um 1540 von Tullio und Sante Lombardo erneuert, war erst 1564 vollendet. 1810 wurde es im Zuge der Auflösung der meisten Klöster Venedigs in eine Kaserne umgewandelt. Kürzlich wurde der Kreuzgang, an dem noch umfangreiche Reste von altem Verputz erhalten sind, restauriert.

Kunstwerke

Die Kirche ist Grablege zahlreicher hochgestellter Persönlichkeiten Venedigs.
Rechtes Seitenschiff:
Giulio del Moro: Grabmal für Andrea Dolfin Prokuratur von San Marco und seine Frau Benedetta Pisani
Jacopo Sansovino unter Mitarbeit von Alessandro Vittoria: Grabmal des Dogen Francesco Venier (1555-1558). Das Monument nimmt das Motiv des Triumphbogens von Tullio Lombardos Grab des Dogen Giovanni Mocenigo in Zanipolo auf und enthält architektonische und dekorative Motive, die Sansovino bereits an der Loggetta am Markusplatz zur Anwendung brachte. Das äußerst realistische Basrelief in der Lünette zeigt Maria mit toten Christus, Franziskus, welcher der den Arm des Toten berührt, und rechts knieend den Stifter mit dem corno (Dogenmütze). Zwei Nischen links und rechts enthalten Allegorien der Nächstenliebe und der Hoffnung.
Linkes Seitenschiff:
Grabmal der Dogen Lorenzo Priuli (†1559) und Gerolamo Priuli (†1567)
Rechtes Querschiff:
Bernardino Contin: Grabmal für Caterina Cornaro, Königin von Zypern.
Linkes Querschiff:
Bernardino Contin: Grabmal für die Kardinäle Marco, Francesco und Andrea Corner. Marco Corner (†1524), Sohn von Zorzi Cavaliere und Prokurator von San Marco, wurde im Jahre 1500 für 30.000 Dukaten von Papst Alexander VI ernannt, sein Bruder Francesco (†1543) gab angeblich sogar 36.000 Dukaten zur Erlangung dieser Würde aus. Ihr Neffe Andrea Corner, †1551, wurde 1544 von Paul III zum Kardinal ernannt.
Unter den Gemälden ist Tizians Verkündigung in einer Architektur von Sansovino hervorzuheben. Am Hauptaltar eine um 1560 ebenfalls von Tizian gemalte Verklärung Christi: Christus erscheint zwischen Moses zur Linken und Elias zur Rechten.

Anmerkungen

1 Tafuri, Manfredo: Venezia e il Rinascimento : religione, scienza, architettura, Torino 1985, p. 51
2 McAndrew, pp. 426ss

Literatur

McAndrew, John: Venetian architecture of the early Renaissance, Cambridge 1980, p. 419ss

Verweise

Chiesa San Salvador

 

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