Madonna dell'Orto

 


Madonna dell'Orto

Beschreibung

Die gotische Kirche war bald nach 1377 fertiggestellt, die Fassade stammt allerdings erst aus dem 15. Jahrhundert. Bereits ab 1399 wurde das Schiff umgebaut. Die reichen Maßwerkfenster zum Campo sind um 1440 zu datieren. Das Portal von Bartolomeo Bon ist, wie jenes von Santi Giovanni e Paolo, ein Hauptwerk der spätgotischen Bildhauerkunst 1. Der Werkvertrag mit Bon wurde am 21. Juni 1460 geschlossen. Der Korbbogen wird von einer Statue des Hl. Christophorus, dem Schutzpatron der Händler, bekrönt (links an die Kirchenfront anschließend befindet sich das Gebäude der Scuola dei Mercanti). Das Portal wurde wahrscheinlich in drei Phasen errichtet; die beiden flankierenden Säulen, die jeweils eine Maria tragen, wurden erst 1481 hinzugefügt, waren aber wohl Teil von Bons Entwurf.
Portal
Wie das Portal ist auch die mehrfach abgesetzte, mit einer Zahnschnittrahmung versehene Rose abwechselnd in istrischem Kalkstein und rotem Veroneser Stein gehalten. Wie bei Santi Giovanni e Paolo und Frari-Kirche trägt der Giebel des Mittelschiffs drei Fialen, unter denen sich sich Figuren der Tugend befinden, die aus der Kirche San Stefano von Murano stammen. Weitere Figuren sind in den Nischen der Wandpfeiler angeordnet. Die Galerie, welche die Giebelwände der Seitenschiffe bekrönt, enthält Statuen der Apostel
Der Grundriß weist sechs Joche auf; die Kirche ist flach gedeckt. Ein Querschiff fehlt. An das linke Seitenschiff wurden in den ersten vier Jochen jeweils Kapellen angebaut, deren nördlichste die Familienkapelle der Contarini ist. Sie enthält mehrere barocke Büsten von Danese Catteneo. Giuseppe Sardi vollendete 1657 das barocke Grabmal für Girolamo Cavazza S. Lucia 2.
Die Spitze des Campanile war nach Auffassung mancher Forscher vorbildgebend für die "welschen Hauben" der Frauenkirche in München. Die eingestürzte Glockenkuppel wurde im Jahre 1818 auf Veranlassung der österreichischen Denkmalpflege wieder aufgebaut; der Innenraum durch den späteren Wiener Dombaumeister Friedrich v. Schmidt restauriert. Weitere Restaurierungskampagnen fanden 1837-48, 1869 und 1892-93, unter anderem unter Giambattista Meduna, statt. 1930-37 wurde durch Vittorio Invernizzi der Innenputz entfernt 3. Die Madonna dell'Orto ist wohl die am meisten restaurierte Kirche in Venedig.

Neben einem Johannes der Täufer zwischen den Heiligen Petrus, Markus, Hieronymus und Paulus von Cima da Conegliano (1503) birgt die Madonna dell'Orto auch die Vorstellung der Jungfrau im Tempel sowie ein Jüngstes Gericht (1562-1563) von Jacopo Tintoretto, der unweit der Kirche wohnte und auch in ihr begraben ist 4.

Anmerkungen

1 Wolters, Wolfgang: Ipotesi su Bartolomeo Buon architetto, in: Valcanover, Francesco; Wolters, Wolfgang (ed): L'architettura gotica veneziana, Venezia 2000, (pp. 273-280) p. 277s
2 Für denselben Auftraggeber schuf Sardi auch die Fassade der Kirche Santa Maria di Nazareth, vulgo Scalzi
4 Richter, Susanne: Jacopo Tintoretto und die Kirche der Madonna dell'Orto zu Venedig : Studien zur künstlerischen Rezeption von Michelangelos Jüngstem Gericht in Italien nach 1540, München 2000
 

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