Il Redentore

 


Il Redentore

Beschreibung

Die dem Erlöser geweihte Votivkirche ist unbestritten das architektonische Hauptwerk auf der Insel Giudecca und wurde zum Dank an das Ende der Pest, welche besonders zwischen 1575 und 1577 fast 50000 Opfer in Venedig forderte, errichtet. Am 4. September 1576 beschloß der Senat, eine Kirche intitolata al Redentor nostro zu bauen. Jährlich sollte zudem eine Prozession stattfinden (e ch'ogni anno [...] sua Serenità e i suoi sucessori anderanno solennemente a visitare la predetta Chiesa a perpetua memoria del beneficio ricevuto).
In einem längeren Streit, dessen Exponenten die Patrizier Marcantonio Barbaro und Leonardo Donà waren, konnte sich letzterer durchsetzen, und Il Redentore wurde auf dem Gelände der Kirche Santa Maria degli Angeli und des zugehörigen Kapuzinerklosters auf der Giudecca errichtet. Nach Barbaros Vorstellungen hingegen hätte Il Redentore auf einem Grundstück der Familie Mocenigo im Herzen der Stadt bei San Vidal und als Zentralbau errichtet werden sollen 1. Auch hätten die Jesuiten nicht nur die Kirche am Canal Grande übernehmen, sondern auch ein Seminar in der Nähe errichten sollen, womit dem Orden nicht nur architektonisch eine überaus prominente Position zugekommen wäre. Die Entscheidung, die Kirche auf der Giudecca zu errichten, besitzt also eine bedeutende politische Komponente. Die Grundsteinlegung erfolgte schließlich am 3. Mai 1577, dem giorno della inventione della Santissima Croce del Redentor nostro. Baumeister war Andrea Palladio. Die Kirche wurde 1592 fertiggestellt.
Der Votivkirche ist eine 15 Stufen umfassende Freitreppe vorgeblendet, deren Breite jener des Hauptschiffes der Kirche und der zentralen Kuppel entspricht und welche die Prozession auffängt. Die Fassade ist eine Überlagerung antiker Tempelfronten. Im Vergleich zu San Francesco della Vigna und San Giorgio Maggiore ist diese letzte Fassadenkomposition Palladios in Venedig ungleich komplexer. 1673 wurden im Auftrage der Kapuziner mehrere Skulpturen aufgesetzt: der Erlöser mit dem Kreuze auf der Kuppel, an den Ecken der Giebel jeweils ein Engel, sowie die Statuen der Heiligen Markus und Franziskus.
Der Innenraum, eine Kombintion aus Zentral- und Longitudinalbau, läßt sich in drei räumliche Bereiche einteilen:
1) Das mit einem flachen Gewölbe versehene, mittels Thermenfenstern belichtete und durch Halbsäulen gegliederte Schiff mit jeweils drei Seitenkapellen an den Langseiten. Die Wandflächen der Interkolumnien weisen jeweils zwei Nischen auf, die Kapellen besitzen ebenfalls Thermenfenster. Im Grundriß ähneln die Seitenkapellen mit ihren beiden seitlichen Konchen dem Presbyterium.
2) Das mit zwei seitlichen Apsiden versehene, überkuppelte Presbyterium, welches mit dem Schiff vermittels eines großen, von korinthischen Pilastenr getragenen Triumphbogens verbunden ist. Das Presbyterium ist Mittel- und Zielpunkt der gesamten Prozession.
3) Der rechteckige Mönchschor, welcher vom Presbyterium durch 4 Säulen separiert wird.
Zeitbedingt stammen die Altarbilder von Veronese-Schülern wie Palma Giovane, Domenico Tintoretto und Francesco Bassano (Geburt Christi in der ersten Seitenkapelle rechts, Auferstehung in der zweiten Kapelle links). Im Gegensatz zu anderen venezianischen Kirchen, insbesondere Santi Giovanni e Paolo, sind in der Redentore-Kirche keine Grabmale Adeliger vorzufinden, da die Kapuziner einen entsprechenden Beschluß erwirken konnten.
Noch heute findet Anfang Juli die Festa del Redentor statt. Für die Prozession wird eine ephemere Pontonbrücke über den Canale della Giudecca errichtet.

Anmerkungen

1 Huse, Norbert: Palladio am Canal Grande, in: Städel Jahrbuch NF. VII, 1979 (pp. 61-99) p. 90s

Literatur

Curia Patriarcale di Venezia: Chiesa del Redentore, Venezia 1994
Timofiewitsch, Wladimir: Die sakrale Architektur Palladios, München 1968

 

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