Palazzo Dolfin Manin

 


Venedig: Palazzo Dolfin Manin - 24 kB


Allgemeine Bemerkungen:

Bauzeit:1538
Architekt:Jacopo Sansovino
Adresse:San Marco 4799
Nutzung:Bank
Auf Gesamtkarte:lokalisieren

Beschreibung:

Giovanni Dolfin, Alleinerbe seines Vaters und Gefolgsmann des Dogen Andrea Gritti, wurde nach einer Karriere in der venezianischen Verwaltung im Jahre 1529 Proveditore generale in campo. Dabei lernte er auch Michele Sanmicheli kennen. 1532 wurde er Podestà di Verona und gab das Portal des palazzo podestarile und die Porta Nuova bei Sanmicheli in Auftrag. Nach seiner Rückkehr nach Venedig 1536 sollten die beiden mittelalterlichen Häuser der Dolfin in der Pfarrei von S. Salvador beim Rialto durch einen repräsentativen Neubau ersetzt werden. Doch nicht Sanmicheli, sondern Jacopo Sansovino erhielt wohl 1536 den Auftrag für diesen seinen zweiten Großpalast nach der Ca' Corner della Ca'Granda. Wie viele der Bauten des 16. Jahrhunderts in Venedig wurde auch der Palazzo Dolfin abschnittsweise ausgeführt. 1538 wurde der Neubau, der viel von der Substanz der Vorgänger beinhaltet, an Seite zum Rio dei Coffaneri gegen den Widerstand der Nachbarn Bembo, Dandolo und Da Molin genehmigt. Bereits zwei Jahre später, im Mai 1540, war dieser Teil wohl vollendet. Als Giovanni 1547 starb, war der Palast wohl in den wichtigsten Teilen fertiggestellt.
Wie aus den Zeichnungen von Visentini und später Gianantonio Selva hervorgeht, wies der Palazzo Dolfin einen trapezförmigen Grundriß mit quadratischem Innenhof und Zugang vom Rio auf. Die bei Visentini wiedergegebene Ansicht zeigt zudem eine vierachsige östliche Hoffassade mit gleich hohen piani nobili und Mezzaningeschossen; zwischen den kolossalen ionischen und korinthischen Pilastern befanden sich Biforien. Das Haupt-Treppenhaus war in der Nordost-Ecke angeordnet; ein unabhängiger Zugang zum zweiten piano nobile befand sich im südlichen Teil. Der Portego befindet sich an der Stelle, wo sich einstmals eine Freifläche zwischen den beiden Vorgängerbauten befand. Auch der bei Palastbauten sehr selten vorkommende Erdgeschoß-Portikus (Sottoportego Manin) ist vom Vorgängerbau übernommen. Die Fassade zeigt eine Pfeilerarkade mit flachen Pilastern im Erdgeschoß. Kolossale ionische und korinthische Halbsäulen auf Plinthen rahmen sowohl die zentrale vierbogige Loggia als auch die von breiten Wandpausen einfaßten Einzelfenster der Flügel.
Im 17. Jahrhundert vermieteten die Dolfin den Palast zunächst, verkauften ihn aber später sukzessive, unter anderem an die Pesaro, Venier, Dolce und Coreggio. Die 1651 nach Zahlung einer erheblichen Geldsumme in den Adel aufgenommene Familie Manin hatte seit dem frühen 18. Jh. den ersten piano nobile von den Pesaro gemietet. Lodovico und sein Bruder Pietro erwarben schließlich 1787 den gesamten Palast, der sich in prekärem Erhaltungszustand befand. Ab 1793 wurde der Bau durch Gianantonio Selva für Ludovico Manin, den letzten Dogen Venedigs, der auch 1802 in diesem Palast starb, entkernt. Der neue, ebenfalls quadratische Innenhof zeigt rustizierte Pfeilerarkaden im Erdgeschoß und Ädikulafenster im piano nobile. Unter den Manin war im Palast eine der bedeutendsten Privat-Bibliotheken der Stadt untergebracht, die 1810 noch um die Bestände der Basadonna erweitert, später allerdings, bedingt durch den vollkommenen ökonomischen Niedergang der Manin, einschließlich des wertvollen Mobiliars zerstreut wurde. 1867 wurde der Bau an die Banca Nazionale del Regno verkauft. Im Rahmen der postunitarischen Verbreiterung von Wegen rund um den Rialto im späten 19. Jahrhundert wurde auch die nördlich an den Palazzo Manin angrenzende Calle della Scimmia zur Calle larga Mazzini erweitert.
Nach Vermutungen von George Knox schuf Giambattista Tiepolo anläßlich der Hochzeit von Ludovico Manin und Elisabetta Grimani im Jahre 1748 zwei Deckengemälde. Diese Ansicht ist jedoch in der Forschung nicht unumstritten. Auch wird für möglich gehalten, daß mehrere Bilder Tiepolos, die zu einem Tasso-Zyklus gehören und heute verstreut sind, sich in einem einzigen Raum des Palazzo Manin befanden. Das Innere des Palasts erfuhr während der Nutzung als Bank 1911 eine Neudekoration, wobei auch Ausstattung des späten Settecento verloren ging. Diese wurde während der tiefgreifenden Restaurierung 1968 teilweise wieder entfernt. In einigen Räumen, so in einem Alkoven im piano nobile und in einigen Räumen des zweiten Stockwerks, haben sich dennoch Deckengemälde und Stuckarbeiten erhalten, die unter Leitung Selvas durch Pierantonio Novelli, Jacopo Guarana, Costantino Cedini, Pietro Moro und Giuseppe Bison angefertigt wurden.


Ähnliche/verwandte Gebäude

Literatur

Bassi (1976) pp. 157ss
Huse/Wolters (1996) pp. 24, 29, 48, 68s, 83
Wolters (2000) p. 41
Frank, Martina: Virtù e fortuna. Il mecenatismo e le committenze artistiche della famiglia Manin tra Friuli e Venezia nel XVII e XVIII secolo, in :Memorie dell'Istituto veneto di scienze, lettere ed arti LXV, 1996
Morresi, Manuela: Jacopo Sansovino, Milano 2000, pp. 171 ss
Paolillo, Domenico Roberto; Dalla Santa, Carlo: Il Palazzo Dolfin Manin a Rialto: storia di un'antica dimora veneziana, Venezia 1970

externe Verweise


 

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