Giannantonio Selva (Venedig 1751 - ebenda 1819) war der bedeutendste Architekt des venezianischen Klassizismus. Er entstammte einer friulanischen Familie. Sein Vater Lorenzo war Optiker. Giovanni Antonio studierte zunächst bei seinem Onkel Giovanni Maria in Vicenza Mathematik, danach Architektur bei Tommaso Temanza (1705-1789). Ein dreijähriger Aufenthalt in Rom sowie zwei Jahre in den Niederlanden, England und Frankreich schlossen sich an. Selva wurde sowohl durch Temanza, dem wohl eifrigsten Verfechter der palladianischen Tradition in Venedig, sowie Scalfurotto, Visentini, Domenico Rossi und Andrea Tirali als auch durch die adligen Brüder Bonomo und Francesco Algarotti, die mit Selvas Vater befreundet waren, beeinflußt. Bereits 1787 wurde Selva socio di merito
an der Accademia und 1807 Professor für Architektur ebenda. Als Lehrer beeinflußte er eine ganze Generation von Architekten wie Giambattista Meduna oder Alvise Pigazzi. Im Juni 1807 wurde er Ingegnere Civile
für das ganze Königreich. Ferner prägte er entscheidend die Anfangsphase der Commissione all' ornato
und durch seine Ausarbeitung eines ersten piano regolatore per Venezia
unter Mitarbeit von Antonio Diedo die weitere städtebauliche Entwicklung Venedigs. Sein Entwurf für einen Allgemeinen Friedhof einer Stadt für 100000 Einwohner (1807), der sich auf die Insel San Cristoforo della Pace zwischen Venedig und Murano bezog, kam nicht zur Ausführung. Mit den heute teils von der Biennale okkupierten Giardini pubblici
im Osten des Sestiere von Castello gelang Selva eine beachtliche Leistung der Gartenbaukunst.
Weitere Bauten: Palazzo Pisani de Lazzara, Padova; Villa Manfrin S. Artemio di Treviso; Palazzo Dotti-Vigodarzere in Via Rudena, Padova; Casa Vela-Negri, Verona; Villa Guiccioli-Ambellicopi in Monte Berico; Palazzino Erizzo bei San Moisè, Venedig, Dom von Cologna Veneta