San Moisè

 


San Moisè

Beschreibung

Die hier in einem Stich von Luca Carlevarijs dargestellte Fassade der nur wenige Schritte westlich des Markusplatzes gelegenen Kirche San Moisè war im 19. Jahrhundert Gegenstand harscher, teils bis heute anhaltender Kritik, beispielsweise von Pietro Selvatico Estense und John Ruskin. San Moisè sollte aufgrund von Baufälligkeit und ihrer Lage am Endpunkt des neuen städtebaulichen Durchbruchs der Calle large XXII marzo 1874 sogar abgerissen werden, wurde aber nicht zuletzt durch Proteste von Alvise Zorzi u.a. gerettet und schließlich 1878 durch Pietro Saccardo (welcher auch Giambattista Meduna als Leiter der Restaurierung von San Marco ablöste) restauriert.
Der Kirchenbau stammt ursprünglich aus dem 8. oder 9. Jh. und wurde ab 1644 erneuert. Man beachte auch den vorgotischen Campanile. Erst 1672 wurde durch eine Schenkung der Bau in seiner Rohform vollendet, d.h. mit einer einfachen Ziegelfassade, wie sie noch heute unvollendete Kirchenbauten wie San Marcuola aufweisen. Die mit Girlanden und Kartuschen reich dekorierte, zweigeschossige Fassade mit zentralem Thermenfenster geht auf eine Stiftung des Neupatriziers und Prokurators Vincenzo Fini (1606-1660, Klasse III) zurück, der Alessandro Tremignon mit dem Entwurf beauftragte. Der Bau erfolgte, so die neuere Forschung, zwischen 1681 und 1684 1. Tremignon hatte zuvor bereits den Palast der Fini in der Pfarrei von Santa Maria del Giglio errichtet. Vincenzo Fini wurde in einem Sarkophag über dem Hauptportal begraben, der einen Obelisken mit Inschrift und eine Büste des Verstorbenen trägt und von vier allegorischen Figuren flankiert ist. Sein Bruder Girolamo und dessen Sohn Vincenzo sind in weiteren Grabkisten über dem linken respektive rechten Seitenportal bestattet. Die Zuschreibung der Skulpturen an den deutschen Bildhauer Heinrich Meyring (Enrico Merengo) durch Moschini wird von der Forschung akzeptiert, obschon Belege fehlen.

Im Inneren von San Moisè befinden sich u.a. eine Fußwaschung von Tintoretto, eine Aufrichtung des Kreuzes (1727) und ein Durchzug durch das Rote Meer von Girolamo Brusaferro 2 sowie eine Jungfrau mit dem Heiligen Antonius von Padua von Jacopo Guarana.

Anmerkungen

1 Gaier, Martin: Facciate sacre a scopo profano, Venezia 2002, pp. 322ss
2 Verenini, Lucia: Alcuni inediti di Girolamo Brusaferro, in: Arte Veneta 28.1974, p. 169-178

Literatur

Zorzi, Alvise: Sulla demolizione della Chiesa di S. Moisè, Venezia 1877.

Verweise

Historisches Foto der Fassade von San Moise

 

Impressum Venedig