Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 244 246

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mittelalterlichen Künstler ist dieses wechselsweise Beeinflussen aber ganz erklärlich z. B. unsere Masegne hatten jedenfalls manches venetianische Element, Manches, was aus dem Orient nach Venedig gekommen war mit nach Bologna getragen und dort eingeführt, brachten aber dafür, als sie in ihre Vaterstadt zurückkehrten, auch Manches mit, was theils aus der Pisaner Schule, theils aus der in der Lombardei sich bildenden germanisirenden Richtung herstammte, und welches sie nun in ihrer Heimath mit venetianischen Elementen dergestalt vereinigten, dass man zuletzt, an ihren spätern Werken kaum noch im Stande ist, die einzelnen Elemente zu trennen, indem dieselben vielmehr ein vollendet harmonisches Ganze bilden.
Unter den Werken, die man in Venedig, theils auf Inschriften oder Documenten fussend, theils blos aus der Aehnlichkeit mit jenen nachzuweisenden schliessend, ihnen zuschreibt, heben wir folgende hervor.
1)   Paolo mit seinen beiden Söhnen arbeitete im Jahr 1344 u. 1345 an der Pala d'oro s. S. 187.
2)   Eine Reliefplatte im Kreuzgang della Salute, welche früher in S. Giov. Battista in Murano gewesen sein soll, und viele Aehnlichkeit in Anordnung und Behandlung mit der S. 188 erwähnten vom Jahr 1348 trägt; die Autorschaft wird blos vermuthet; die Platte trägt die Jahrzahl 1361.
3)  Der Campanile von S. Stefano in seinem obern Theil (s. S. 183 u. Taf. IV.) ist nach unserm Dafürhalten, gleich dem von S. Maria gloriosa aï Frari, auf den wir bald zurückkommen werden, dem Jacobello zuzuschreiben; er wurde wahrscheinlich in den Jahren 1345—1360 erbaut. Aus derselben Zeit mag wohl die reiche Incrustation des hohen Chors v. S. Steffano und der schöne Kreuzgang herrühren, der sich an diese Kirche anlegt; beide zeugen von occidentalem Einfluss ; unter den Formziegeln des hohen Chors finden wir einige von den schon an S. Gregorio und la Carità betrachteten Sims- und Maaswerks-Gestaltungen, ja einige der Formziegel scheinen sogar aus derselben Form gedrückt zu sein, wie, dort, andere sind genau so, ja scheinen sogar, da sie dieselbe Grösse haben, aus denselben Formen gedrückt zu sein, wie die Formziegel des Hauptsimses und eines Gurtes am Rathhaus zu Brescia, am ältern Theil des Hospitals zu Mailand etc. Das Maaswerk der Fenster bietet zwar Aehnlichkeit mit dem v. S. Gregorio, hat aber mehr geschwungene Linien und ist im Ganzen freier behandelt.
4)  Der Campanile und Chorschluss von S. Maria aï Frari. An der Aussenmauer des Glockenthurmes befindet sich eine Inschrift eingemauert, welche, in lateinischer Sprache abgefasst, besagt, dass derselbe im Jahre 1361 von einem Magister Jacobus Celega begonnen und bis auf die Erd-

 

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