Santo Stefano

 


Spätgotisches Portal

Spätgotisches Portal

Beschreibung

Die Augustiner von Sant'Anna di Castello kauften 1274 ein Grundstück in der Pfarrei von Sant'Angelo. Am 7. Juni 1294 wurde durch den Bischof Bartolomeo Querini der Grundstein für die Kirche Santo Stefano gelegt. Die Wahl des Titelheiligen erklärt sich aus der Bedeutung, die Augustinus dem Märtyrer in De civitate Dei beimaß. Der riesige, im Norden anschließende Konvent, der auch an den Campo Sant'Angelo wurde unter Napoleon säkularisiert und diente später dem Militär.
Die Baugeschichte ist komplex. Es handelt sich um eine sechsjochige Basilika mit drei halbkreisförmigen Apsiden und ohne Querschiff. Der Grundriß ist dem Schema einer romanischen Kirche verhaftet. Im 15. Jahrhundert fand bereits ein Umbau statt.
Der Mittelteil der Fassade springt leicht vor und wird an den Ecken von Quadern in istrischem Kalkstein gerahmt, die durch ein Gesims mit dem spätgotischen, um 1415-1430 errichteten und Bartolomeo Bon zugeschriebenen Portal verbunden sind. Das Mittelschiff wird durch zwei zweibahnige Maßwerk-Fenster und eine Rose, die Seitenschiffe jeweils durch ebenfalls zweibahnige Fenster belichtet. Die Südseite am Campo San Stefano weist Reste von Fresken auf; der Obergaden ist mit Thermenfenstern durchbrochen.
Das kreuzrippengewölbte Presbyterium ist vom Langhaus mit seiner bemalten hölzernen Decke in der Form eines Schiffskiels (a carena di nave) durch einen Triumphbogen abgesetzt, dessen Seiten von Statuen aus der Hand des Girolamo Campagna bekrönt sind.

Ausstattung

An der Innenseite der Fassade sind mehrere Wandgrabmale angeordnet, darunter jenes für Antonio Zorzi von Alessandro Vittoria. Das Frührenaissance-Grab von Antonio Surian an der Innenseite der Fassade wird Giovanni Buora zugeschrieben. Über dem Portal ist der General Domenico Contarini in einem 1650 vollendeten Grab bestattet. Antonio Gasparis im Museo Correr überliefertes Projekt eines großen Grabmals im Rechten Seitenschiff für Francesco Morosini kam nicht zur Ausführung, der Kriegsherr und Doge wurde stattdessen in einem von Filippo Parodi (1630-1702) geschaffenen Bodengrab im Mittelschiff bestattet, das die Inschrift Francisci Maurosceni Peloponnesiaci Venetiarum Principis Ossa 1697 trägt und mit Trophänen geschmückt ist. Die zahlreichen barocken Seitenaltäre stammen aus dem 18. Jahrhundert. Hervorzuheben sind der fünfte Altar im nördlichen Seitenschiff mit einer 1787 entstandenen Madonna mit Kind und den Hl. Markus, Foca und Petrus von Girolamo Brusaferro sowie der dritte Altar (dell'Immacolata) im südlichen Seitenschiff mit einer Jungfrau mit den Hl. Nepomuk und Lucia (1752-55) von Jacopo Marieschi.
Zahlreiche Gemälde befinden sich in der Sakristei, darunter ein Hl. Nikolaus von Bari von Bartolomeo Vivarini, eine Fußwaschung und eine Auferstehung Christi Tintorettos und eine Anbetung der Weisen von Gaspare Diziani. Neben dem Durchgang zur Sakristei befindet sich das Grabmonument für den 1692 verstorbenen Lazzaro Ferro. Weiters birgt die Kirche ein Kruzifix des Malers Paolo Veneziano, das aus der Kirche San Samuele stammt.

Campanile

Die Kirche besitzt einen schönen Glockenturm aus dem 15. und 16. Jahrhundert, welcher sich allerding durch unzureichende Fundamentierungen bereits zur Bauzeit zu neigen begann. Erst eine Sicherungsmaßnahme im Jahre 1904, welche unter dem Eindruck des Einsturzes des Campanile der Markuskirche 1902 erfolgte, konnte die weitere Neigung verlangsamen. Die Spitze des rund 60m hohen Turms weicht heute rund zwei Meter von der Basis ab.

Literatur

Niero, Antonio: Chiesa di Santo Stefano in Venezia. Padova 1978

 

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