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viel zu schaffen gemacht hat; auf den beiden andern Seiten des Hofes befinden sich engere Bogen Öffnungen, welche eben in Folge ihrer Engigkeit trotzdem, dass sie dieselbe Säulenhöhe haben, als die weiten, doch noch unter dem Mezzanafussboden enden und also nur in Parterreräume von untergeordneter Bestimmung führen; das oberste Halbgeschoss ist im Hof nicht zu sehen, fungirt vielmehr hier als Dachgeschoss.
Der Palast
Pasqualigo, auf den
Fundamenten Briati unweit von
S. Angelo Raffaello, welcher später an die Familie
Cicogna überging und zum Theil einer alten Gräfin
Cicogna, zum andern Theil einem Herrn
Pajaro gehört , geht leider, obgleich von den Besitzern bewohnt, in schreckenerregender Weise seinem Verfälle entgegen; die schöne Freitreppe im Hole kann man kaum noch passiren; die Mauern sind dringend einer umfänglichen Reparatur bedürftig, die Fensterscheiben sind hie und da durch Papier und Bretstückchen etc. ersetzt, kurz Alles spricht die bis zur Armuth herabgesunkene frühere. Grösse aus; der ebenfalls den Einsturz drohende
Pergolo nun zeigt reine Spitzbogen mit Nasen und darüber zwei Reihen ineinander verschlungener Kreise, deren, Vierblätter bildende Nasen ohne Hohlkehle, etc. in einer Fläche mit den Kreisen stehen und ebenfalls durchbrochen sind. Diese Anordnung, obgleich ganz ohne Verständniss, ist dennoch nicht ohne Reiz; die Oeffnungen sind bei weitem kleiner als bei allen bisher betrachteten, und dieser Umstand, verbunden mit der ungemeinen Schwäche der Säulen, macht das Ganze so leicht und zierlich, class man den Verfall dieses Werkes wirklich schmerzlich bedauern muss.
Wir haben gesehen (S
130 und
131), dass zu Ende des 14. und Anhing des 15. Jahrhunderts die Venetianer viele Besitzungen auf dem restlande erlangten; theils durch Kauf, theils durch Kämpfe, in die auch deutsche Miethstruppen mit verwickelt waren. Durch diese Umstände lässt sich der um jene Zeit mehr und mehr sich geltend machende Einfluss germanisch-gothischer Kunst auf die Bauweise Venedigs, sowie andererseits die vielfache Verbreitung venetianischer Architecturformen selbst bis Mailand hin erklären. Wir finden Gebäude, welche von vene-