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tianischem Einfluss zeugen, namentlich in Belluno, Treviso, Mestre, Verona, Pordenone, Brescia, Mailand und Como, ausserdem aber auch in geringerer Anzahl in fast allen andern Städten des jetzigen lombardisch-venetianischen Königreichs, namentlich auf der östlichen Hälfte, Wollten wir alle diese Beispiele anführen, so würden wir unsere Leser ermüden, ohne dadurch für den eigentlichen Zweck des Buchs etwas zu gewinnen, denn diese Gebäude legen zwar Zeugniss ab, wie weit hin sich die venetianische Kunst, gestützt auf die Protection der Signoria, Geltung verschaffte, sie bezeichnen aber weder eine besondere Richtung, noch sind sie sonst massgebend für die Gestaltung der Kunst Venedigs; nur wenige davon dürften für letztere einige Wichtigkeit haben, weil sie die Entstehungszeit einzelner venetianischer Bauten constatiren helfen. Dazu gehört vor allen Dingen die Kapelle S. Felice im Dom zu Padua, auf die wir später bei Betrachtung der kirchlichen Bauwerke jener Zeit näher zurückkommen werden; dieselbe wurde im Jahre 1376 von einem . Steinmetz (Tajapietra) Andriolo aus Venedig im Auftrag des Bonifazio de'Lupi, Markgrafen von Soragna ausgeführt (die betreffenden Urkunden liegen jetzt im Archiv des Hospitals zu S. Maria Nuova in Florenz). Die Architecturformen mehrerer der jetzt zu betrachtenden Paläste zeigen so viele Aehnlichkeit mit denen dieser Kapelle, dass man sie unbedingt für in derselben Zeit (also zwischen 1375 und 1390) ausgeführt halten muss, ja bei einigen steigert sich die Aehnlichkeit in der Behandlungsweise einzelner Theile in künstlerischer, wie technischer Beziehung so sehr, dass man mit grosser Sicherheit annehmen kann, dass sie, wenn nicht von dem Meister Andriolo selbst, so doch theils von seinen Studiengenossen, theils von seinen Schülern ausgeführt sind. In Padua selbst sind es mehrere Paläste, welche jedenfalls dieser Schule des Andriolo angehören, darunter namentlich der Palast Mandruzzato mit seinem sechstheiligen Pergolo. Die Bogen dieses Pergolo sind reine Spitzbogen mit Nasen und Blumen auf den Scheiteln; hier erscheint der Doppelzahnschnitt als Bogenglied; zwischen den Bogen und der winkelrechten Doppelzahnschnitteinfassung sitzen Scheiben, ausgefüllt mit durchbrochenen gothischen Rosetten deutscher Formgebung; mit Vierblättern, Schneusen, centralgestellten Fenstern etc. Diese Scheiben sind ebenfalls vom Doppelzahnschnitt umzogen; die Balkons vor den Seitenöffnungen können später sein. In Murano an der Casa Barbini stehen vier Rosetten, welche den-