Campi in Venedig

 

Bekanntlich gibt es in Venedig nur einen Platz, der als solcher bezeichnet wird: den Markusplatz (Piazza San Marco). Das Wort "Campo" bezeichnete ursprünglich ein freies Feld. Die Stadtansicht "Venetie MD" verdeutlicht, daß im spätmittelalterlichen Venedig diese Bezeichnung durchaus der Realität entsprach. Nur selten fanden sich um 1500 bereits gepflasterte Plätze wie der Markusplatz oder der Campo SS. Giovanni e Paolo. Dennoch wurden die Campi in der Stadtbeschreibung Venetia città nobilissima et singolare als besonderes Merkmal Venedigs hervorgehoben. Fast ausnahmslos sind die Plätze heute mit grauem Trachyt aus dem Euganer Bergen gepflastert.

Die Campi hatten vielfältige Funktionen, und bis in die Neuzeit hinein wurden die Toten auf den Campi bestattet oder auch Schießübungen daselbst abgehalten; die heute kaum noch vorhandenen Brunnen dienten aber auch der öffentlichen Wasserversorung. In der Regel grenzen die namensgebenden Kirchen an den jeweiligen Platz. Ein Blick auf den Stadtplan Venedigs macht schnell deutlich, daß die Plätze untereinander nicht vergleichbar sind und, in Abhängigkeit von der Erschließung zu Lande oder zu Wasser, ganz unterschiedliche Charaktere aufweisen können. Zwei gegensätzliche Beispiele sind der noch ganz von mittelalterlicher Randbebauung geprägte, rechtwinklige Campo Santa Maria Mater Domini und der große Campo San Polo mit konvex gebogener Ostseite und einer in den Platzraum hineinragenden Kirche. Neue städtebauliche Modelle, die sich in Venedig besonders nach 1866 sich in Form breiterer, geradliniger Straßen wie der Strada Nova niederschlugen, brachten auch Veränderungen an einigen Plätzen wie dem Campo Santa Fosca, dem Campo Santi Apostoli mit sich. Die zahlreichen Abrisse von Kirchen im 19. Jahrhundert machen sich an manchen Campi wie dem Campo Sant'Angelo unangenehm bemerkbar. Der Campo Manin ist das Paradebeispiel des Städtebaus des späten 19. Jahrhunderts, mit historisierender Bebauung und einem Denkmal für den Anführer der mißglückten Revolution von 1848 in der Mitte.

Die Einzeldarstellungen venezianischer Campi mit Grundrissen, teils auch mit historischen Ansichten, welche die urbanistische Entwicklung verdeutlichen, können auch über den schematischen untenstehenden Stadtplan besucht werden. Siehe auch: Karte der Paläste und Kirchen

Campo Bandiera e Moro o della Bragora
Campo dei Frari
Campo San Beneto
Campo San Francesco della Vigna
Campo Santa Margherita
Campo Santa Maria Formosa
Campo Santa Marina
Campo San Stefano
Campo San Piero
Ghetto
Stadtplan Venedig. Klicken zum Vergrößern. Campo Santi ApostoliCampo Bandiera e Moro o della BragoraSant'AnzoloSan StefanoCampo Santa MargheritaSan BenedettoCampo ManinCampo dei FrariSanta Maria FormosaSanta MarinaCampo Santa Maria Mater DominiZanipoloCampo San Pietro di CastelloCampo del Ghetto Vecchio / NuovoCampo della Confraternita, Campo San Francesco della VignaMarkusplatzCampo San Polo


Literatur

Wichmann, Petra: Die Campi Venedigs. Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen zu den venezianischen Kirch- und Quartiersplätzen. München 1987
Janson, Alban, Bürklin, Thomas: Auftritte / Scenes. Basel 2002

 

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