Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 198 200

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Von den daselbst befindlichen Thüren haben wir bereits a. a. O. S. 157 gesprochen; dieselben sind scheitrecht geschlossen und haben gestelzten Schneppenbogen über sich; die Archivolte desselben ist bei S mit Ranken und Figuren, bei U mit stehenden Palmblättern besetzt, oben aber statt der Blumen mit einem betenden Engel bekrönt, in den Zwickeln stehen bei U ebenfalls halbe Engelsfiguren; die Schilder der Bogen sind mit vorhanden gewesener älterer Ornamentik verziert, wahrscheinlich sind die darunter befindlichen kleinen Bogen mit Gitterwerk aus einer der obern Lünetten (s. S. 78 genommen, welche um jene Zeit ebenfalls abgetragen wurden, da der Ueberbau von PQ, m und o sie verdeckte , sie also nicht nur unnütz, sondern bei Eindeckung des nun breiter und in Folge dessen flächer werdenden Daches hinderlich waren, welches damals ohnehin, weil es durch die Brände im Dogenpalaste beschädigt war, erneuert werden musste. Ein grosser Theil der Verzierungen dieser Lünetten scheinen zu den jedenfalls auch zu jener Zeit entstandenen Lünetten über Fund W benutzt worden zu sein, welche die S. 78 beschriebene Disposition haben; die Lünette über F ist die breitere, sie ist durch 4 Säulen in 5 Bogen getheilt, darüber stehen 18 kleine Rundbogen, dem folgen 7 viereckige Felder, durch Säulchen abgetheilt, darüber im Scheitel, 3 gedrückte Bogen; die Lünette über W hat unten 4, dann 1 5 Bogen, dann 7 scheitrecht geschlossene Felder, dann ein Friess mit 5 Knaufrosetten und dann 3 gedrückte Bogen. Alle diese Stücke sind älter, die Archivolten aber, aus dunkelgrünem und rothbraunem Marmor zusammengesetzt, sind nach den Gliederungen ziemlich um dieselbe Zeit entstanden, als die untern Colonnaden des Dogenpalastes. Erst nach Vollendung derselben, also jedenfalls nicht vor 1350, scheint man die Archivolte der Mittellünette über den Pferden mit Verzierungen versehen zu haben, so dass Selvatico wohl Recht haben kann, wenn er diese Archivolten für ein Werk des Bon hält, daher wir sie auch erst bei Betrachtung der übrigen Werke dieses Künstlers besprechen werden.
Ebenfalls erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurden die Schilder der Bogen über den Thüren T und W mit Fenstermasswerk ausgefüllt, welches in Form und Disposition auffallende Aehnlichkeit mit den obern Gallerien des Dogenpalasts entwickelt und also vielleicht ein Werk Calendario's, oder wenigstens unter seinem Einfluss entstanden sein könnte. Drei Eselsrückenbogen mit zwei Kreisen, die durch Vierblätter ausgefüllt sind; die Gliederungen sind aber bereits etwas spitzer und freier als am Dogenpalast. Die Tabernakel und Eselsrückengiebel über den Lünetten sind jedenfalls noch etwas später als die eben besprochenen Theile der Markuskirche, mit denen sie je-

 

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