Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 156 158

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theils mit den Formen dieser Theile, theils mit historisch constatirten Thatsachen in Conflict; auch ist gerade diese Stelle der in Rede stehenden Zeichnung etwas unklar, und die Eselsrückenpforte kann ebensogut für die zu jener Zeit gerade vollendete Porta della Charta gelten. Die Aufklärung dieser Dunkelheit müssen wir dem Scharfsinn geübterer Archäologen überlassen, und halten uns hier lediglich an Thatsachen und Bauformen. Der Bogen U in Fig. 45 gehört jedenfalls erst dem 14. Jahrhundert an, und dürfte vielleicht gleichzeitig mit S und P Q erbaut sein. Die Thür bei W ist jedenfalls auch erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut. Die Verkleidung der Wand bei V ist noch später; die Ausschmückung der Kapelle Zeno, o o, ist aus dem 16. Jahrhundert, und doch ist es gerade diese Kapelle, welche uns zu der Vermuthung bewogen, dass hier schon im 12. Jahrhundert ein Raum errichtet worden sei, der zur Gottesverehrung bestimmt, und von der Vorhalle gesondert war. Diese Trennung von der Vorhalle scheint uns durch die Beschaffenheit der Wand und ihrer Verzierungen, welche gleiches Alter mit den übrigen an der mittleren Vorhalle haben, nachgewiesen; wäre diese Wand erst bei Ausschmückung der Kapelle Zeno eingesetzt, also im 16. Jahrhundert, so würde man sich wohl schwerlich damals herbeigelassen haben, jene damals für barbarisch geltenden Formen nachzuahmen. Ferner aber ist der Altarstein laut kirchlichen Nachrichten durch den Dogen Domenico Michieli 1125 mit aus Tyrus gebracht und hierher gestellt worden, als der Stein, auf dem stehend Christus den Bewohnern von Tyrus und Sidon gepredigt habe, und neben dem Altar in der Seitenwand ist ein byzantinisches Relief eingemauert, Marie mit dem Christuskind und darunter ein anderer Stein mit einem Engel und einer Inschrift, aus der hervorgeht, dies sei der Stein, aus dem Moses Wasser laufen liess, Michael Paläologus habe ihn aufgefunden und mit nach Konstantinopel genommen, von wo er durch Vitale Michieli II. 1165 mit nach Venedig gebracht worden sei, der ihn hier habe einmauern lassen. Wenn wir nun auch die Identität dieses Steines trotz der darin befindlichen vier Löcher, durch die das Wasser ausgelaufen sein soll, dahingestellt sein lassen, so müssen wir doch jedenfalls den Transport desselben nach Venedig und seine Einmauerung an diesem Platze durch Vitale Michieli als Thatsachen annehmen. Daraus aber, sowie aus den eben angeführten Nachrichten über den Altar erhellt, dass diese Kapelle gleichzeitig mit der Kapelle S. Isidor begonnen ward; dass aber im Jahr 1165 der Bau noch nicht 8 Fuss über die Erde heraufgewachsen war. Aus dem Stil der Mosaiken, welche die Gewölbe schmücken, geht hervor, dass dieselben zeitigstens zu Ende des 13. Jahrhunderts gefertigt sind;

 

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