Das von Pietro Lombardo 1488-90 begonnene und von Mauro Codussi 1490-95 fortgesetzte Gebäude für die wohlhabende Laienbruderschaft von San Marco zählt zu den Hauptwerken der venezianischen Frührenaissance. Die an der Nordseite des Campo SS. Giovanni e Paolo gelegene südorientierte Hauptfassade ist gleichzeitig das Gegenmodell zur gotischen Fassade der Bettelordenskirche. Durch die erhöhten Giebel wird im Obergeschoß zwischen dem Kapitelsaal und der Sala dell' Albergo differenziert.
Nach der Auflösung aller Bruderschaften mit Ausnahme der Scuola Grande di San Rocco im frühen 19. Jahrhundert ist die Scuola Grande di San Marco bis heute Teil des Krankenhauses. Die Sala di San Marco wurde im ersten Weltkrieg vernichtet.
Wie andere reich inkrustierte Bauten aus derselben Zeit, so die Chiesa dei Miracoli und der Palazzo Contarini, wies die stark polychrome Steinverkleidung massive Schäden durch Pflanzenbewuchs und die sogenannten croste nere
, eine durch Luftverunreinigungen und nachfolgende Korrosion des Kalksteins entstehende dunkle und ablösbare Oberflächenschicht, auf. Eventuell korrodierende Eisen- und Kupferanker, die die Steinplatten vor der tragenden Ziegelwand halten, sind dem Dekor aus Porphyr, Verde antico und verschiedenen Marmorarten ebenfalls nicht zuträglich
Gelungene Restaurierungen sind auch noch heute selten in Venedig. Jene von Grazia Fumo geleitete konservatorische Maßnahme an der Scuola Grande di San Marco zählt aber zweifellos dazu. Die auf der Baustelle der nahegelegenen Kirche Santa Maria dei Miracoli im Laufe der Jahre gewonnenen und in einer exzellenten Publikation von Mario Piana und Wolfgang Wolters festgehaltenen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Restaurierungsmethoden (wie beispielsweise ein spezielles Wasch-Verfahren von Steinplatten zum Austreiben der Salze) kamen jetzt auch dem restauro der Scuola Grande di San Marco zugute. Vor allem die noch vorhandenen Reste von Fassungen in Gold, die die erhabenen Teile der Kapitelle aus istrischem Kalkstein prägen, sind jetzt wieder klar und deutlich erkennbar und zeigen beispielhaft, daß die lombardische
Frührenaissance in Venedig keineswegs eine reinweiße Architektur ist.
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Siehe auch: Scuola Grande della Misericordia.