S. 293
tragen auch diese an ihren Façaden reichen figürlichen Schmuck in lebhaften Farben und diese Sitte zog auch über die Alpen nach Italien; Como, Modena, Verona etc., zeigen noch jetzt viele mit Darstellungen von Legenden etc. äusserlich bemalte Häuser; in Venedig aber herrschten andere Principien in Bezug auf die polychromatische Verzierung der Wohnhausfaçaden, die wir bereits zum Theil haben kennen lernen die wir aber hier nochmals kurz anführen wollen.
1) Figürliche Darstellungen als vorherrschender Theil der Bemalung kommen nicht vor.
2) Grosse Flächen sind selten mit eigentlicher Bemalung versehen, dieselben sind entweder ganz roth und bestehen dann aus ungeputztem Ziegelmauerwerk oder Beleg von rothem Marmor oder sie sind roth und weiss oder auch roth und gelblich gemustert. Auch dieses Muster ist entweder durch verschiedenfarbige Ziegellagen (z. B. am ältern Theil von
San Zaccaria) oder durch verschiedenfarbigen Marmorverband (Dogenpalast) hergestellt, oder die Flächen sind geputzt und auf diesen Putz ein netzförmiges Muster gemalt (Haus neben
Cá d'oro S.
219). Bei solchen Mustern, in Ziegel, in Marmor und Malerei, bildet allemal ein ruhiges und dabei tiefes Roth die Grundfarbe, das Muster hingegen ist gelb, weiss oder grau.
3) Fenster, Pergoli, Thüren etc. sind in ein Viereck eingeschlossen, welches mit einem friessartigen Streifen umzogen ist, dessen Einfassungsglieder fast immer weiss oder gelb gemalt oder aus weissem Marmor gearbeitet sind und sich sehr häufig an den Ecken der Viereckfelder durchkreuzen; in den dadurch entstehenden Quadraten stehen Rosetten oder Medaillons mit Köpfen oder dergl., in den langen Feldern an den Seiten der Vierecke ziehen sich Ornamentenranken, oft mit Thier- oder Engelsgestalten durchwebt, hin; sind diese Friesse blos gemalt, so sind die Ornamente bronzefarben oder vergoldet auf lebhaft rothem, auch wohl auf tiefblauem Grunde, sind sie in Stein gearbeitet, so sind sie meist auf Goldgrund oder auch wohl weiss mit goldenen Rippen etc. auf buntem Grund. Die einfachste Art dieser Einfassungen besteht aus einer Reihe abwechselnd rother und hellgelber oder weisser Quadratchen in einer oder in zwei schachbrettartig verschobenen Reihen.
4) Die Zwickelfelder zwischen den rechtwinkligen Einfassungen und den Bögen dienen in der Regel zu Anbringung der öfter erwähnten Scheiben; sind diese von Stein gearbeitet, so bestehen sie aus buntem Marmor von ziemlich dunkler Farbe (roth oder grün, selten schwarz) in ihrer Mitte steht ein bronzener oder eiserner Stift vor, mit einer vergoldeten bronzenen Kugel, an die mittelst einer Schlinge der die Marquise bildende bunte Teppich angehängt ward; die kreisförmige Ein-