Ca'd'Oro

 


Venedig: Ca'd'Oro - 28 kB


Allgemeine Bemerkungen:

Bauzeit:1421/22 bis 1434/38
Architekt:Bartolomeo Bon, Giovanni Bon, Matteo Raverti, Giovanni Benzon et. al.
Adresse:Cannaregio 3933
Nutzung:Museum
Auf Gesamtkarte:lokalisieren

Beschreibung:

Das wohl bekannteste Beispiel gotischer Baukunst am Canal Grande, auch wenn der palazzo einiges seiner originalen Bausubstanz verloren hat. Er wurde ab 1421 im Auftrag des des wohlhabenden Patriziers Marino Contarini, Sohn des Prokurators von San Marco Antonio Contarini, errichtet. Der auf dem Grundstück stehende palazzo Zeno, den Contarini als Mitgift seiner Frau Sora Zeno erhalten hatte, wurde abgerissen. Es liegen durch die Forschung Pietro Paolettis die umfangreichen Rechnungsunterlagen des Baus vor, die einen hervorragenden Einblick in seine Entstehungsgeschichte geben. Die Ca'd'Oro ist bis heute das einzige gotische Gebäude, bei dem diese Unterlagen vorliegen.
Der Name Ca'd'Oro - 'Goldenes Haus' kommt von den ursprünglichen Vergoldungen an der Fassade. Die ursprüngliche Polychromie ist durch die Forschungen von Schuller bekannt. Schon die Namensgebung (nicht das sonst verwendete 'Palazzo'+Familiennamen) zeigt, daß hiermit ein ganz besonderes Gebäude gemeint sein muß. Die Benennung Ca'Doro nach einer Familie Doro ist falsch.
Unter den zahlreichen nachfolgenden Besitzern der Ca'd'Oro sind viele namhafte Familien Venedigs. Der Auftraggeber Marin Contarini starb 1441. Sein Sohn Piero war erst 1455 Besitzer des Gebäudes geworden. Er starb aber bereits 1464 und hinterließ zwei Töchter, deren ältere Pietro Marcello "de domo aurea nuncupabatur" heiratete. Via Primogenitur waren die Marcello bis ins 17. Jahrhundert Eigentümer eines Teiles, ein anderer Teil gehörte Alvise Loredan. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ging der Bau an die Familie Bressa über.
Die Fassade ist die prächtigste eines gotischen palazzo. Es treten sechsbogige Maßwerkloggien in den beiden piani nobili auf, wobei dem zweiten piano nobile an der Fassade gestalterisch ein geringerer Stellenwert zugewiesen wird (niedrigere Loggiahöhe, keine hängenden Kapitelle in den Einzelfenstern, kleinere saracinesce im Flügel). Nur ein rechter Flügel existiert. Der palazzo war als einhüftiges Gebäude geplant. Angaben in mancher Literatur, wonach eine symmetrische Fassade geplant war, sind falsch. Auffallend sind die Balkonkonsolen (allesamt nicht mehr original) sowie die reichen Inkrustationen in polychromen Marmor.
Die Fassade besitzt noch weitere Gestaltungselemente, die nur bei hier: eine doppelte Eckrahmung im Stil gedrehter Taue, ein deratig gestaltetes Wappen (1426), sowie die Merlaturen über dem Dachgesims. Der vera di pozzo von Bartolomeo Bon im Hof ist sicherlich eines der schönsten Beispiele seiner Art.
Verschiedene Aquarelle, Lithographien, Stiche etc., die in verschiedenen Epochen von dem palazzo angefertigt wurden, zeigen die bauliche Weiterentwicklung auf. So waren z.B. vor 1847 die linken beiden Bogen des Wassergeschosses (das ja auch eine singuläre Lösung innerhalb der venezianischen Gotik ist) zugemauert, mit Balkonöffnungen durchbrochen und wohl als Wohnungen genutzt. Um diese Zeit waren auch die originalen Balkone nicht mehr existent. Auch besaß der Mezzanin im Flügel nach 1850 jeweils ein weiteres Fenster zur mittleren saracinesca hin.
Vor allem im 19. Jahrhundert, nach dem Ende der Republik, hat das Gebäude gelitten. Die zahlreichen Besitzerwechsel waren jeweils mit einschneidenden Veränderungen verbunden. Vor allem die Tänzerin Maria Taglioni hat der Ca'd'Oro zugesetzt. Im Rahmen der durch sie im Jahre 1850 veranlaßten, von Giovanni Battista Meduna durchgeführten Baumaßnahmen wurden unter anderem die gotische Freitreppe und die Balkone im Hof entfernt.
Am 18.3.1894 erwarb der Baron Giorgio Franchetti die Ca'd'Oro. Er ließ die zerstörte Freitreppe nach dem Vorbild der bis heute erhaltenen Treppe des Palazzo Contarini dalla Porta di Ferro rekonstruieren (typisch sind die blattwerk-ähnlichen Verzierungen der Steinstufen, die auch an der Treppe des vorgenannten Palasts vorkommen). Auch die Balkone im Hof wurden rekonstruiert. Franchetti legte die reiche Kunstsammlung an, die zusammen mit dem vollständig restaurierten Gebäude nach seinem Tod in Staatsbesitz überging. Der palazzo mit seiner Sammlung können heute im Museum bewundert werden.

Weitere Bilder:

Detail 2. piano nobile mit Wappen der Contarini
45 kB
45 kB (100x66)
Einzelfenster rechts, erster piano nobile. Zustand 2003
68 kB
68 kB (66x100)
Zweiter piano nobile mit abschließenden Merlaturen. Zustand 2004
90 kB
90 kB (65x100)
Erdgeschoß und Mezzanin des rechten Flügels; im 19./20. Jhd weitgehend erneuert.
63 kB
63 kB (64x100)

Ähnliche/verwandte Gebäude

Literatur

Goy, Richard: The House of Gold. Cambridge 1992
Valcanover, Francesco: Ca'd'Oro. Milano 1986
Concina (1995) pp. 105, 108, 110s, 157, 177, 293, 310
Diruf (1990) pp. 131-155
Lauritzen/Zielcke (1979) p. 93-103
Romanelli (2000) p. 370
Schuller (2000) pp. 304-318

externe Verweise


 

© 1999-2007 J.-Ch. Rößler

palazzi in VenedigDogenpalastRialtobrückeStadtplan/Campi

Impressum Venedig