Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 260 262

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laut historisch begründeten Nachrichten bei seinem Tod 1413 in S. Maria aï Frari begraben wurde, steht doch jener Sarkophag jetzt in S. Giovanni e Paolo in einer sehr einfachen Nische; auch der Sarkophag selbst bietet nichts besonders Bemerkenswerthes dar.
Einige Kunstwerke, welche theils von andern Meistern herstammen theils vorwiegend germanischen Einfluss zeigen, werden wir erst weiter unten besprechen, obgleich sie der Zeit nach hierher gehören und hier und da auch einige Verwandtschaft mit den Arbeiten der Buon zeigen.
Aus jener Zeit nun datirt der Beginn mehrere Bauten deren Vollendung allerdings in die Zeit fällt, wo unsere Meister am Dogenpalast beschäftigt waren, um aber ihre Arbeiten an diesem Prachtbau in ununterbrochener Reihenfolge betrachten zu können, wollen wir diese Bauten, deren Autorschaft ihnen allerdings zum grossen Theil nicht mit genügender Sicherheit nachgewiesen ist, jetzt zuvörderst betrachten, indem sie doch jedenfalls wenn nicht von ihnen selbst, wenigstens von Mitgliedern ihrer Schule herrühren.
9)   Die Kirche der S. Elena 1420 begonnen und bereits S. 132 besprochen, ist leider säcularisirt worden; dasselbe Schicksal traf unter Napoleons kurzer Herrschaft auch die Kirche S. Maria delle Grazie, welche aber noch ihren geschwungenen Giebel erhalten hat; beide Gebäude zeigen die gothische Ziegelarchitectur in sehr feiner Weise durchgeführt.
10)  Ausser den bereits weiter oben erwähnten Glockenthürmen wurden um jene Zeit noch viele neue gebaut; auch an vielen der älteren wurden Reparaturen vorgenommen; namentlich erhielten mehrere ganz neue Laternen, wodurch natürlich bei der immer sehr einfachen Gestaltung des hohen Unterbaues gerade das Charakteristische dieser Glockenthürme verändert wird; die Form dieser Pavillons ist verschieden; achteckig mit kuppelartiger Haube oder kegelförmigem Helm oder viereckig mit rundem oder auch manchmal mit hohem viereckigen Helm; flache Hauben kommen selten vor. Der von S. Marco wird weiter unten Besprechung finden. Weniger wichtig sind die von S. Sofia, S. Barnaba und S. Aponal in Venedig; S. Pietro und S. Michele in Murano. Die von S. Stefano und S. Maria aï Frari sind bereits besprochen. Der von S. Vital schliesst sich jenem an.
Der von S. Polo stammt zwar aus dem 14. Jahrhundert, hat aber später geschmacklose Veränderungen erfahren. Der Pavillon ist vierseitig mit drei Oeffnungen auf jeder Seite. Aehnlich disponirt, aber in sehr eleganten Verhältnissen und sehr correct ausgeführt ist der Thurm von S. Giovanna Elimosinario (1398 —1410), ähnlich mag wohl auch der obere Theil des Thurms von S. Marco gewesen sein, welcher, 1369

 

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