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spricht, so dass wir diese Statue für eine allerdings wenig gelungene Arbeit eines dieser Meister oder eines ihrer Schüler zu halten versucht sind.
8) In demselben Jahr wurde (s. S. 132) die
Scuola S. Giovanni Evangelista vollendet; nur einige Fenster sind noch von diesem Bau erhalten; sie zeigen nichts besonders Individuelles, stimmen vielmehr ganz mit den gleichzeitigen Fenstern vieler Paläste überein; namentlich zeigen die Capitäle viele Aehnlichkeit mit denen am Palast
Foscari; alle anderen Theile stammen theils von dem 1453, um 8. März, eingeweihten Bau, theils aus späterer Zeit.
Auch die Kirche
S. Aponal (Apollinare) erfuhr um jene Zeit einen Umbau, später aber allerdings noch einen, s. S. 105. Das Grabmal der
Agnese, Wittwe des Dogen
Antonio Venier und ihrer Tochter
''Orsola im linken Kreuzarm von
S. Giovanni e Paolo, links vom Eingang zur
Cappella del Rosario, welches ums Jahr 1411 gearbeitet wurde, trägt zwar ebenfalls in manchen Stücken das Gepräge der Bon'schen Schule, ist aber so mangelhaft gearbeitet, dass wir in dem Verfertiger einen ziemlich ungeschickten Schüler der
Buon vermuthen müssen; die Disposition ist das Beste daran, und mag wohl von dem Meister herrühren. Ein Sarkophag steht unter einem Bogen, dessen Säulen vom Fussboden aufsteigen, und der von einem geschweiften Giebel bekrönt wird. Die Contour dieses Giebels ist. die stereotype jener Zeit, aus concaven, convexen und geraden Linien zusammengesetzt und mit Kriechblumen verziert; zu den Seiten stehen zwei Tabernakel mit Figuren von Heiligen, welche etwas besser gearbeitet sind, als das Relief im Bogenfeld, eine heilige Jungfrau Maria darstellend, welche zwar gut componirt, aber ganz schlecht ausgeführt ist und ebenso ungeschickte Misselführung zeigt, als das bereits S. 229 erwähnte Madonnenbild in einem sehr gut entworfenen Giebel, welcher in höchst malerischer Weise quer über dem Eingang einer schmalen Gasse bei der
Ponte del Paradiso steht. Dieses Motiv einer Modonna, welche unter ihren ausgebreiteten Mantel Schutzbedürftige aufnimmt, kehrt in den Arbeiten jener Zeit sehr häufig wieder, wie denn überhaupt damals der Madonnencultus in Venedig sehr lebhaft gewesen zu sein scheint. So stehen in den verschiedenen Kirchen Venedigs sehr viele Sarkophage, welche eine Madonne in vollrunder Arbeit über sich haben; zu den Seiten befinden sich dann die Erzengel oder Heilige. Viele von diesen Figürchen sind sehr zart und mit vieler Empfindung ohne Verletzung der Einfachheit gedacht, manche aber auch ziemlich unbehilflich gearbeitet. Der ziemlich einfache Sarkophag, der die Asche des
Michiel Steno birgt, muss transportirt worden sein, denn obgleich dieser Doge