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Bartolomeo der Jüngere, geboren um 1450, gestorben 1529, vielleicht ein Sohn des ältern
Bartolomeo, unter dessen Leitung er anfangs arbeitete, nach dessen und
Pantaleone's Tod er sich aber der neueren Stylrichtung anschloss, so dass die meisten seiner Arbeiten in die Renaissanceperiode gehören.
Indem wir nun zu der Betrachtung einer Reihenfolge von Arbeiten übergehen, schicken wir noch die Bemerkung voraus, dass nicht alle die Arbeiten, welche wir hier anführen werden, nachweislich irgend einem von den obengenannten Meistern angehören, wohl aber durch ihre ganze Erscheinung den als Arbeiten der
Buon nachgewiesenen so nahe stehen, dass wir annehmen müssen, sie seien von den Meistern, Gefährten und Schülern dieser Künstler gefertigt, deren Namen vielleicht nicht so viel Geltung erlangten, dass man sie der 'Geschichte anzuvertrauen für nöthig gefunden hätte; in der That sind auch diese Arbeiten in der Regel weniger trefflich als die, von denen wir wissen, dass sie von den
Buon herrühren.
Wenn wir schon bei Betrachtung der Arbeiten der
Masegne, den Einfluss der sienesischen und pisanischen Schule auf die Kunst Venedigs erwähnten, so müssen wir hier noch daran erinnern, dass die bereits S.
127 und
130 erwähnten
Scuole Lucchese, 1371 erbaut, noch mehr als die Kirche
di Servi (s. S.
181), neben der sie stehen, an die Bauten von Lucca und Pisa erinnern. Leider ist auch von ihnen nur sehr wenig erhalten; ein Thürgewände, einige Fenster, Bogenansätze und Mauernstücke mit abwechselnden Lagen weissen und schwärzlichgrünen Marmors ist Alles, was uns von der feinen Eleganz dieses Bauwerks noch einigen Begriff gibt, aber hinreicht, um den Einfluss der westlichen Schulen auf die Kunst Venedigs zu beweisen. Vielleicht waren unter den eingewanderten Lucchesen auch Künstler, welche jenen Schulen angehörten und deren Niederlassung in Venedig diese Erscheinung erklärt.
Beginnen wir nun unsere Rundschau der Werke der Schule der
Buon im Gebiete der Bildhauerei und der Architectur.
1) Die Kirche
S. Maria dell' Orto wurde zwar bereits 1371 begonnen und zeigt auch in der Disposition sehr viel Aehnliches von
S. Stefano und
S. Maria di Carmini, sowie auch Anklänge an
S. Gregorio, aber das Innere hat in den Jahren 1850—1852 eine Restauration erfahren, wobei allerdings alle zopfigen Zuthaten glücklich entfernt wurden, wobei jedoch auch viele Details bedeutend germanisirt worden sind, so dass man, obgleich die Restauration, vom rein künstlerischen Standpunkt aus betrachtet, ganz gelungen zu nennen ist, doch auf ihre Treue sich nicht ganz verlassen kann. Die Façade aber, welche hauptsächlich den
Buon