Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 180 182

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Bereits im Jahre 1301 hatte man im Hinblick auf die Baufälligkeit des Dogenpallastes über einen Neubau desselben berathen, leider aber wahrscheinlich wegen der damit verbundenen grossen Störung für die Regierungsgeschäfte von einem totalen Neubau abgesehen und blos die Sala dello Scrutinio (den Abstimmungssaal) zu bauen beschlossen, der nach Sansovino 1309 vollendet ward. Den 28. September 1340 erst wurde die Fortsetzung des Baues beschlossen; da nun jener zuerst gebaute Saal bereits 1571 theilweis und 1577 total niederbrannte, so ist uns wahrscheinlich gar nichts von jenem Bau von 1301 etc. erhalten.
Das Arsenal, 1104 auf der jetzigen Stelle zuerst gegründet, bedurfte einer Erweiterung und namentlich fehlte eine Spinnbahn (Tana de canevo). Dieser Bau wurde 1304 auf dem früher dem Hause Molin gehörigen sumpfigen Terrain bei S. Daniele (die südöstliche Spitze des Arsenals) durch Einschlagen von Pfählen begonnen und im Jahr 1307 stand die Teina vollendet da, welche jedoch 1579 von Antonio, gen. da Ponte, neugebaut wurde.
1312 und 1327 wurden abermals Erweiterungen des Arsenals vorgenommen und wahrscheinlich auch damals die Umfassungsmauern des Arsenals mit ihren Thürmen aufgeführt, obgleich die letzteren wenigstens ihre jetzige Gestalt jedenfalls später erhielten, so viel sich wenigstens aus der Formation der Zinnen und Simse schliessen lässt.
Von der Kirche dei Servi und den dazu gehörigen Gebäuden sind nur noch wenige Reste übrig geblieben. Und gerade diese Kirche scheint eines der schönsten Bauwerke jener Periode gewesen zu sein; die wenigen Ueberbleibsel machen es nicht möglich, den Grundriss der Kirche sich anschaulich zu machen; einige Theile der Umfassungsmauern und zwei Portale sind es, die der Zerstörung entgingen, welche wahrscheinlich zu Ende des vorigen Jahrhunderts vorgenommen wurde; das eine fast vollständig erhaltene Portal steht zwischen zwei der die Façade theilenden, ziemlich weit vorspringenden, fast schon als Strebepfeiler zu betrachtenden Lisenen, die mit in die Decoration hineingezogen sind. Die ziemlich rein gothisch profilirten Gewände schliessen sich direct an die Lisenen an, welche gleich den Gewänden und dem Bogen aus abwechselnden Schichten von istrischem Stein und Brocatallo bestehen ; dies ist vielleicht eine Reminiscenz aus Lucca, ein Zeichen des Einflusses der Pisaner Schule. Hier war vielleicht ein Schüler von Nicola Pisano thätig, vielleicht Andrea Pisano, der ja auch an dem gleichzeitigen Arsenalbau beschäftigt gewesen sein soll, sich aber hier trotz Beibehaltung einiger Reminiscenzen aus seiner Heimath in vielen Stücken doch dem venetianischen Ductus fügte; so steht z. B. das

 

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