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eigentliche Thürgerüste ganz selbstständig zwischen den Gewänden und ist glatt, blos mit einem gewundenen Stäbchen an der Ecke eingefasst ; die Oberkante des Sturzes liegt in gleicher Höhe mit der Unterkante des Kämpfergesimses, welches sich um Gewände und Lisenen herumkröpft und auf dem Gewände selbst nochmals einen Kropf bildet, unter dem die Ueberbleibsel eines Capitäls oder Consols sichtbar sind; die Kröpfe selbst tragen je ein Säulchen von zarten, zierlichen Verhältnissen mit krausblättrigem Capitäl, über dem ohngefähr in
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3 Höhe des Portalbogens abermals ein Sims sich um die Lisenen herumkröpft und sich an der Mauer todt läuft; diese Säulchen trugen jedenfalls Statuen oder eine Verdachung.
Der Portalbogen selbst, mit derselben Gliederung wie die Gewände, ist ein nicht zu steiler Spitzbogen, nach aussen mit dem venetianischen Doppelzahnschnitt eingefasst. Im Schild steht über dem Thürgerüst ein Rundbogen mit byzantinischer Archivolte, jedenfalls ein älteres, wieder verwendetes Stück; der Raum zwischen ihm und dem Spitzbogen ist durch eine hier ziemlich unmotivirte venetianische Scheibe mit Knopf ausgefüllt. Ueber dem Spitzbogen sind die Ueberbleibsel einer zahnschnittverzierten Platte zu sehen, die wahrscheinlich ein Madonnenbild in Hautrelief trug, wie wir das an ähnlichen Portalen finden.
Die Fenster neben den Lisenen, jetzt nur zum Theil noch erhalten und vermauert, hatten ziemlich schlanke Verhältnisse und waren in Spitzbogen geschlossen. Das zweite noch erhaltene Portal ist bis zum Kämpfer dem ersten sehr ähnlich, der Bogen ebenfalls, es fehlen aber hier die Kröpfe auf den Lisenen und die Säulchen, der Bogen sitzt vielmehr (ächt venetianisch) in einem Viereck, mit Doppelzahnschnitt umzogen und die Zwickel sind mit Scheiben besetzt. Im Bogenschild sitzt ebenfalls eine Scheibe mit dem Brustbild eines Heiligen in ziemlich tief ausgearbeitetem Relief. Der Bau scheint (am 24. März 1318 legte der Bischof feierlich den Grundstein) bis 1330 unter Dach, jedoch erst 1344 zur Benutzung reif gewesen zu sein: es wurde jedoch noch später, vielleicht zum Schaden der Festigkeit und Schönheit des Gebäudes, vielleicht auch in Folge einer Feuersbrunst, daran gearbeitet, denn eine Inschrift vom Jahr 1491, die sich am Hauptportal befindet, besagt, dass in diesem Jahr die Kirche geweiht worden sei.
Die Capelle, gen.
Oratorio del Volto Santo, vom Jahr 1360 und die
Scola dei Luchesi vom Jahr 1370 wird später zu erwähnen sein.
Die 1325 in der Hauptsache vollendete Kirche
S. Stefano zeigt uns die venetianische Ziegelarchitectur in ihrer höchsten Blüthe. Es ist eine dreischiffige Basilika ohne Querschiff, aber mit drei Apsiden, das