Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 247 249

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fest; auch in Beziehung auf die Gliederung der Thür selbst und des Spitzbogens stimmt dies mit den von uns bei Betrachtung der Wohnhausarchitecturen entwickelten Annahmen überein. Schon die geniale und graciöse Behandlung der Kriechblumen deutet auf einen bedeutenderen Künstler; die Figuren aber tragen ganz denselben Charakter, zeigen ganz dieselbe Meisselführung, dieselbe Behandlung des Faltenwurfs, dieselbe Manier der Bewegungen, denselben Typus in den Gesichtszügen als diejenigen , welche urkundlich von Jacobello und seinem Sohn Pietro Paolo herrühren, so dass wir mit Sicherheit anzunehmen berechtigt sind, dieses Portal sei ein "Werk dieser Meister oder wenigstens des einen derselben.
8) Die Portale Frari; das Hauptportal auf der Westseite der S. Maria gloriosa aï Frari hat über sich eine Lünette mit modernem Gemälde, ist aber bekrönt von einer Madonna, welche in der Regel für ein Werk des Nicola Pisano ausgegeben wird; aber wie wir schon oben S. 169 ff. näher ausführten, glauben wir nicht daran, dass Nicola Pisano am Bau dieser Kirche thätig gewesen sei; nun hat zwar diese Madonna so Manches, was an die Werke des grossen Pisaners erinnert, namentlich eine gewisse Affectirtheit oder Coquetterie in der Haltung des Kopfs, zu der jene Werke sehr oft hinneigen, aber manches Andere weicht wiederum von seiner Manier ab; so deutet z. B. der Faltenwurf, der bei weitem nicht so einfach ist, als man ihn bei Nicola Pisano's Werken zu sehen gewöhnt ist, darauf hin, dass diese Madonna später als Nicola, ja später selbst als Giovanni Pisano sei und da nun, wie wir gesehen haben, Pietro Paolo della Masegne an dem Bau der Kirche di Frari eine grosse Rolle spielt, so liegt wohl die Vermuthung sehr nahe, dass er diese Madonna gearbeitet, namentlich da grade alles das, worin sie von den Werken des Nicola abweicht, in den Statuen auf dem Lettner wiederkehrt. Das Portal 9 Fig. 53 ist eine scheitrechte Thür mit echt venetianischer Chambranle ; darüber ist ein Spitzbogen mit ziemlich unbedeutender Schneppe, umzogen von einem Carniess mit schrägstehenden krausen Blättern; zu beiden Seiten desselben stehen Vialen, ganz ähnlich denen an dem eben beschriebenen Portal von S. Stefano, nur in Bezug auf die Stellung ihrer Consolen organischer in Verbindung gebracht mit der Thür selbst; der Bogen ist äusserlich mit Kriechblumen besetzt und die obere Kreuzblume trägt das Brustbild eines Heiligen mit einem aufgeschlagnen Buch und segnend erhobener Hand ; das Bogenfeld selbst aber nimmt ein Marmorbasrelief ein, welches eine Jungfrau Maria auf dem Thron sitzend darstellt, das Christuskind auf dem Schooss und Engel zu ihren Seiten; die Zeichnung ist sehr graziös, der Ausdruck mild und lieblich, der Faltenwurf naturgemäss und die Meisselführung

 

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