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d. h. die Wahrheit des Ausdrucks .und eine hie und da auftauchende Weichheit noch nicht einmal erreicht.
Ob die Kirche
S. Basegio (S.
129) von einer Familie
Baseja oder von einem Architecten
Basegio erbaut sei (1347), darüber geben unsere Quellen nicht genauen Aufschluss ; möglich wäre es, wenn man sich für die letztere Auslegung entschiede, dass es derselbe
Pietro Baseggio gewesen sei, der, wie wir S.
193 erwähnten, in der Zeit zwischen 1340 und 1354 Werkführer am
Dogenpalast war. Leider ist die jetzt nicht mehr gebrauchte Kirche so verstümmelt, dass man keine Schlüsse mehr aus ihren Formen auf etwaige andere Werke desselben Meisters ziehen kann, wie denn überhaupt die meisten der um jene Zeit errichteten kirchlichen Gebäude, welche auf S. 129 erwähnt sind, Umbaue haben erleiden müssen, vielleicht weil man nach dem Erdbeben zu schnell bauen wollte und darüber leicht baute. Auch an den Bildhauerarbeiten aus der Zeit unmittelbar nach dem Erdbeben vermisst man hier und da die Sorgfalt der Ausführung, welche man eigentlich an mittelalterlichen Arbeiten zu sehen gewöhnt ist; vielleicht waren die Künstler wegen der grossen Eile und der Ueberhäufung mit Arbeit damals nicht im Stande, mit Ruhe und Sorgfalt zu arbeiten, namentlich da sie ja grösstentheils Architecten und Bildhauer zugleich waren. Doch scheint diese überhäufte Arbeit wesentlich dazu beigetragen zu haben, die venetianischen Künstler in der Ausübung ihrer Kunst bedeutend zu vervollkommnen und fremde tüchtige Kräfte nach Venedig zu ziehen. Damit aber geht noch eine andere Erscheinung Hand in Hand; während wir bis hierher vielfach im Dunkeln zu tasten gezwungen waren, indem bei einigen Kunstwerken die Namen der Künstler und selbst die Entstehungszeit nur durch künstlich aufgebaute Argumente, ja manchmal sogar überhaupt gar nicht festgestellt werden konnten, bei andern zwar diese beiden Daten wenigstens leidlich nachweisbar vorlagen, dafür aber das Werk selbst entweder verändert oder gar zerstört war, wird von nun an die gegenseitige Ergänzung der Nachrichten und der Anschauung vollständiger, auch die Arbeitsweise der einzelnen Künstler individueller, die Werke derselben also bei weitem leichter unterscheidbar; wenn dies nun auch fast blos in Bezug auf kirchliche Arbeiten gilt, so sehen wir uns doch dadurch wenigstens in den Stand gesetzt, von nun an die Werke in Gruppen zu vereinigen. Es treten nämlich einzelne bedeutende' Meister auf, welche ihrer Familie und ihren Schülern ihre Individualität mittheilten und deren Namen wir daher an die Spitze einer Reihe von Werken setzen können, die das Gepräge dieser Individualität an sich tragen.