Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 123 125

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seine Söhne mit fremden Frauen oder Prinzessinnen zu verheirathen, fremde Aemter anzunehmen etc. Dadurch wurde ein guter Theil des fremden Einflusses auf die venetianische Bildung und somit auch auf die venetianische Kunst abgeschnitten und die selbstständige Stellung der Stilrichtungen der von nun an aufgeführten Kunstwerke angebahnt.
Jacomo Contarini, ein 80jähriger Greis, bestieg nun den Stuhl der Dogen, war während seiner kurzen Regierung in Kriege mit Ancona, den aufständischen Bewohnern von Capo d'Istria und Triest und dem Patriarchen von Aquileja etc. verwickelt, legte, seine Kraftlosigkeit erkennend, 1280 sein Amt nieder und starb bald darauf. Er wurde in der Barfüsserkirche S. Maria ai Frari begraben.
Sein Nachfolger Giovanni Dandolo trat unter sehr ungünstigen Verhältnissen die Regierung an; noch im Jahre 1280 brachte ein Erdbeben einige Häuser in Venedig zum Einsturz, im folgenden Jahre aber wurde dasselbe von einer Ueberschwemmung heimgesucht. Zu gleicher Zeit entspann sich ein neuer Kampf mit, dem Patriarchen von Aquileja, der Papst belegte Venedig wegen Nichttheilnahme an dem Kreuzzuge gegen Peter von Aragon mit dem Interdict und nach dessen Aufhebung 1286 wurde die Inquisition in Venedig eingeführt, obgleich nicht mit den Privilegien, die sie anderwärts hatte.
1289 starb Giovanni Dandolo, nachdem die Venetianer unter ihm Tripolis erobert hatten, und wurde in S. Giovanni e Paolo begraben.
Unter ihm wurden zuerst Zechinen geprägt und zwar war ihr erstes Gepräge noch ganz byzantinisch. Es stellte den Dogen auf dem Throne sitzend dar; später wurde es dahin abgeändert, dass der Doge stand und noch später änderte man es abermals dahin, dass es denselben knieend darstellte, indem er eine Fahne aus den Händen des vor ihm stehenden heiligen Marcus empfängt, ohngefähr so, wie er über der Porta della Charta dargestellt war.
Unter der stürmischen Regierung dieser Dogen scheint für die Baukunst in Venedig eine sehr unglückliche Zeit gewesen zu sein, wenigstens fehlen fast alle bestimmten Nachrichten über Bauten aus dieser Zeit.
Nur von der Pfarrkirche S. Geremia im Sestier von Canarregio wissen wir, dass sie 1280 von den Familien Morosini, Malipier und Rimondi errichtet wurde.
Während Dandolo's Begräbniss verlangte das Volk den Jacobo Tiepolo, Sohn des Lorenzo, zum Dogen, derselbe aber entfloh der ihm unwillkommenen Wahl nach Treviso und man wählte nun den Pietro Gradenigo, damaligen Gouverneur von Capo d'Istria. Seine Regierung begann jedoch ziemlich unglücklich, der Patriarch von Aquileja errang

 

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