Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 122 124

S. 123

S. Giovanni Evangelista war 690 von der Familie Badoer gegründet worden und Patronat dieser Familie geblieben, die dazu gehörige, 1261 gegründete Schule war eine der sechs grossen Schulen Venedigs, die sämmtlich unter der della Carita standen.
Im Anfang zu S. Apollinare (S. Aponal) gehörig, wurde sie später 1307 nach S. Giov. Ev. verlegt. 1256 acquirirte Jacomo Bandolo den Leichnam des heiligen Theodor und brachte ihn nach Venedig in die Kirche S. Salvatore, welche diesen heiligen Leichnam jetzt noch zu besitzen behauptet, ebenso wie S. Maria ai Frari.
An der Stelle, wo der heilige Marcus mit Hermagoras gewohnt und die Gründung Venedigs an dieser Stelle vorhergesehen haben sollte, hatte die Familie Ziani angeblich bei der ersten Gründung Venedigs auf einem ihr zugehörigen Weinberg die kleine Kirche S. Marco della Vigna gegründet. Den 8. Juni 1253 erbten die Franciscaner-Minoriten diesen Platz von Marco Ziani, nahmen im Jahre 1254 Besitz davon und bauten ein Kloster mit neuer Kirche, von der aber jetzt nichts mehr erhalten ist, da der jetzige Bau von Sansovino herrührt.
Im Jahre 1256 kamen die beiden Säulen von dem Portal der Kirche S. Saba in Acre nach Venedig und wurden an dem Nordportal der Marcuskirche aufgestellt, wo sie noch jetzt stehen.
Lorenzo Tiepolo, Zeno's Nachfolger, schloss zuvörderst einen Waffenstillstand auf fünf Jahre mit den Genuesen, erneuerte das Bündniss mit den Pisanern und suchte die Theuerung in Venedig durch Zufuhr aus Padua zu lindern, da aber dies durch die Paduaner, Anconeten, Ferra-resen etc. hintertrieben wurde, auch diese den von den Venetianern für die Schifffahrt auf dem adriatischen Meer geforderten Zoll nicht zahlen wollten, entspann sich ein Kampf, der ziemlich bis zu Tiepolo's Tode im Jahre 1278 (nach Andern 1274) dauerte, endlich aber doch siegreich für die Venetianer endigte. Tiepolo wurde in demselben Grabmale mit seinem Vater in S. Giov. e Paolo begraben.
Unter einer so bewegten Regierung konnte natürlich nur wenig an die Kunst gedacht werden; bei dem Regierungsantritt wurde Tiepolo von den Innungen empfangen, die damals in Venedig schon vollständig constituirt waren. Trotz dieser Kundgebung der Hoffnung, die die Gewerbe auf die Regierung Tiepolo's setzten, konnte er ihnen aber keine Arbeit geben; überhaupt scheint unter seiner Regierung nichts von Bedeutung in Venedig gebaut worden zusein; wir wissen blos von einer im Jahre 1272 vorgenommenen Restauration der Kirche S. Biaggio e Cataldo unter dem Bischof von Olivolo Gualterio Agnus Dei.
Ein wichtiger Wendepunkt für die Kunst Venedigs ist das gleich nach Tiepolo's Tode gegebene Gesetz, das dem Dogen verbot, sich oder

 

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