Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 110 112

S. 111

Orient. Vitale Falieri (s. S. 47) hatte es dahin gebracht, dass Alexius Komnenus der Souveränetät über Dalmatien entsagte, und dass die Kaufleute von Amalfo, welche byzantinische Häfen besuchten, jährlich drei Perperi an die Marcuskirche zu zahlen hatten, und fühlte sich dennoch geehrt von dem Kaiser, den er so in der Gewalt hatte, einen Titel und Amt zu bekommen (als Proto sebastos des griechischen Reichs). Zu der Zeit des Vitale Falieri wurde der Leichnam des heil. Marcus (wahrscheinlich 1094) aus der Crypta in den Hauptaltar der Oberkirche geschafft; die Legende erzählt, Kaiser Heinrich III. sei nach Venedig gekommen, um ihn zu sehen; als man das Grab öffnete, habe man die Reliquien nicht vorgefunden und lange vergeblich nach ihnen gesucht, da habe der Heilige seinen Arm aus dem Mauerwerk oder aus einer Säule in der Nähe des Altars des heiligen Jacobus herausgestreckt und so den Gläubigen sich gezeigt.
Falieri erneuerte auch Loreto; nach seinem Tode 1096 wurde er, wie sein Vorgänger Silvio in der Marcuskirche begraben und zwar zur Rechten des Haupteingangs in der Vorhalle.
Vitale Michieli führte seines Vorfahren im Hinblick auf die daraus zu hoffenden Handelsvortheile gefassten Entschluss, sich an den Kreuzzügen zu betheiligen, aus, indem er 1098 den Kreuzfahrern zweihundert Schiffe unter der Führung seines Sohnes gab. Auf der Insel S. Nicolas bei Rhodus raubten sie den griechischen Basilianermönchen trotz des Widerspruchs der Pisaner die Reliquien des heiligen Nicolaus, die bei ihrer Ankunft in Venedig, 1099, in der Kirche S. Nicola auf dem Lido niedergelegt wurden, ausserdem aber den Anfang eines langen Krieges mit Pisa herbeiführten. Die Venetianer segelten nun nach Smyrna, plünderten es, nahmen Jaffa ein und kehrten 1099 nach Venedig zurück.
Bis zum Jahre 1102 nahmen die Venetianer Theil an der Einnahme von Askalon und Kaipha, von Ptolemais oder S. Jean d'Acre und bekamen dafür den grössten Theil der letztern Stadt, sowie auch viele Privilegien von König Balduin von Jerusalem, welcher aber, indem er den Pisanern fast gleiche Rechte gab, den Hass zwischen den beiden Handelsstädten zum blutigen Kampf entbrannte. In dieser Zeit wurden die Reliquien von S. Isidor in die Kirche von S. Marco gebracht. Eine zuerst S. Croce in Luprio, dann S. Cattarina genannte Kirche wurde 1100 wieder aufgebaut und S. Leo genannt.
Zu gleicher Zeit kämpften die Venetianer mit den Ungarn vereint gegen die Normannen und für Mechtildis gegen Ferrara, im ersten Kampfe Brindisi erobernd und Calabrien plündernd, im letzten viele Privilegien in Ferrara erlangend. Vitale Michieli † 1102 und wurde in S. Zacharia begraben. Ordelafo Falieri folgte ihm. Die Paduaner

 

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