Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 36 38

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dert, hat sich die späterhin, ja noch bis auf die neuste Zeit gebräuchliche Hauptform ausgebildet. Die Halle unten, der Saal oben in der Mitte des Gebäudes und zu beiden Seiten Zimmer mit Alkoven. Da Saal und Halle bei ihrer grossen Tiefe viel Licht erforderten, wurden sie nach Aussen nicht durch eine Wand, sondern durch Bogenstellungen abgeschlossen und dadurch der heitere, offne, einladende Charakter der Façaden erzeugt. Durch die Terrainbeschaffenheit war man genöthigt, die Hauptstrassen als Canäle anzulegen; die Hauptfaçaden erhielten dadurch einen massigen Unterbau und nach dem Wasser herabführende Stufen. Um aber Raum zu Verrichtungen zu erhalten, die man in andern Städten auf den Strassen vorzunehmen pflegt, gab man fast jedem Hause einen Hof, der von der engen Landgasse nur durch eine Mauer getrennt war und so zugleich der Gasse Luft und Licht zuführte und auch die Gelegenheit darbot, als Zugang zu dem ersten Geschoss eine Freitreppe anzuordnen, welche erlaubte, sich direct von der Strasse in die obern Räume zu begeben, ohne dass man genöthigt war, die untern zu Niederlagen, Dienerwohnungen, G eschäftslocalen u. dergl. verwendeten Räume zu betreten, ohne dass aber auch, wie dies bei einem eingeschlossenen Treppenhaus der Fall gewesen sein würde, die in diesen unteren Räumen sich aufhaltende Dienerschaft verhindert wurde, Jeden die Treppe Passirenden zu controliren. In diesem Hofe befand sich auch die Oeffnung der Cisterne. Auf die specielle Gestaltung der einzelnen Theile dieser Wohnhäuser kommen wir später bei Betrachtung erhaltener Beispiele zurück, da uns aus dieser ersten Periode keine solchen verblieben sind.
Von Eraclea, welches bis 742 Regierungssitz war und wo 697 der erste Doge erwählt wurde, bleibt aus dieser Periode Nichts, was uns die Pracht der Tempel, der Mosaiken und Marmormonumente bezeugt, die diesen Ort schmückten.
Dasselbe müssen wir leider von Malamocco sagen, das nach Eraelea bis 813 die Regierung beherbergte.
Ebenso ist das üppige Caorla, das volkreiche Equilio, das uralte und berühmte Kloster S. Giorgio in Pineto und Lido maggiore, die älteste befestigte Stelle der Republik, das durch die Basilika S. Salvatore berühmte Lido bovense, S. Erasmo, Sette Vigne, Castrasia, Morcelliana, Ammiana und andere Inseln so gesunken, dass sie nichts Bemerkenswerthes aus dieser Zeit mehr aufzuweisen vermögen.
Noch müssen wir aber, ehe wir uns zu der mittelalterlichen Kunst wenden, der Betrachtung eines Denkmals einige Augenblicke widmen, welches im weitern Bereich der alten Landvenetia uns erhalten ist. Wenn nun auch in der That nicht ganz sicher erwiesen ist, ob dieses Denkmal, das Oratorium im Benedictinerkloster zu Cividale, wirklich iden-

 

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