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den lateinischen Basiliken, sie sind nämlich nicht auf zwei Seiten vertheilt, sondern in einem Bau an der Evangelienseite vereinigt, höchst wahrscheinlich um die Kirche nicht zu sehr zu verengen. Zusammengesetzt ist diese Kanzel, S. Fig. 20, aus alten Platten, darunter einige, z. B. ein Relieffragment, Scenen aus dem Hermesdienst, noch aus heidnisch-römischer Zeit zu sein scheinen.
Das Epistelpult bildet gewissermassen einen Flötzen in der Kanzeltreppe und richtet sich nach Süden zu gegen das Mittelschiff hin.
Die Crypta, in welcher merkwürdigerweise eine Süsswasserquelle — wahrscheinlich die früher zur Speisung des Taufbeckens benutzte — sprudelt, zieht sich im Halbkreis unter dem Presbyterium herum und liefert durch diese Lage grade unter dem zuversichtlich noch von der ersten Anlage her erhaltenen Theile des Gebäudes den Beweis, dass sie selbst von dieser ersten Anlage im Jahr 641 herrührt, dass man also schon damals Crypten gleichzeitig mit den Kirchen erbaute, was von so vielen Gelehrten in Abrede gestellt wird, unter andern von Cordero, welcher behauptet, dass solche Anlagen vor dem Jahre 1000 nichtvorkämen
1).
Die Frieseinfassung der Hauptthür, Fig. 21 , die Friesstücke, Fig. 22 und 23, und Plattenreste, das Kreuz und die überhöhten jonischen Kapitäle und viele andre Ornamententrümmer, die man an den
Mauern der Kirche hie und da eingemauert findet, scheinen ihrer rohen Arbeit nach der Reparatur von 864 anzugehören, 1008 aber von der ihnen 864 gegebenen Stätte entfernt und theils ungeschickt wieder angebracht, theils nur
als Mauersteine verwendet worden zu sein.
Von der letzten Reparatur, im Jahr 1008, sind zwei Weihbecken, auf welche wir also weiter unten zurückkommen werden.
Noch sind die Vorrichtungen zu erwähnen, vermittelst deren die Erbauer dieser Kirche dieselbe erleuchteten, ohne doch ihr Inneres den Unbilden der "Witterung auszusetzen und zwar so hell erleuchteten, dass, wie wir schon oben erwähnten, die gleichzeitigen Chronisten grade diese grosse Helligkeit als besonderen Vorzug der Kirche
l)
Cordero di San Quintino. Ragionamento dell italiana Architettura durante la dominazione longobarda. Brescia 1829. pag. 119 und l20.