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priesen, während doch bekanntlich damals das Glas noch sehr theuer war und daher der jedenfalls noch gar nicht reichen Colonie nicht zu Gebote stand. Doch sie wussten sich zu helfen, indem sie die Fensteröffnungen mit Alabasterplatten ausfüllten und in diese an sich schon durchschimmernden Platten noch kreisförmige Vertiefungen einarbeiteten welche fast durchsichtig wurden. In ganz ähnlicher Weise finden wir Fensterkreuz und Verglasung durch dieselbe Steinplatte vertreten in der Basilika
S. Vincenzo e Anastasio alle tre fontane bei Rom in
S. Miniato al monte in Florenz etc.
An einigen der Fenster in Torcello sind ausser diesen Platten auch
noch steinerne Fensterladen erhalten, deren Zapfen sich in zwei aus der Mauer herausstehenden Ringen drehen, sowie auch einige schräg aus der Mauer herausstehende Platten, welche lediglich zu Sturm schirmen für die Fenster bestimmt zu sein scheinen.
Auf der Nordseite der Kirche schliesst sich ein kleines achteckiges, mit einer Kuppel bedecktes Baptisterium an, vielleicht noch dasselbe, welches mit der Kirche fast gleichzeitig gebaut wurde, obgleich es jetzt alles Schmuckes beraubt ist.
Auf der Westseite, vor dem Hauptportal, bilden einige Säulen mit Holzgebälke eine bedeckte Vorhalle, welche wahrscheinlich die eine Seite des das Atrium umgebenden Porticus ist, von den andern sind nur
wenige Ueberbleibsel vorhanden, während der Bischofsstuhl noch unverändert auf seinem Platze steht, unter dem Volke Stuhl des Attila genannt. Es ist ein ganz einfacher, schlichter Thronstuhl aus weissem Marmor. S. Fig. 24.
Der Thurm, nur noch im Unterbau erhalten, ist viereckig und unterscheidet sich also schon dadurch wesentlich von den runden Thürmen aus den Zeiten Theodorichs (S. d. Thurm von Theodorichs Burg in Ravenna, dem der von
S. Apollinare in Classe vollständig gleicht.)
Aus dieser freilich immer noch unvollständigen Beschreibung erhellt, dass unsre Kathedrale, wenn auch in einzelnen Stücken abweichend, doch im Ganzen noch die Construction und Disposition der älteren lateinischen Basiliken ohne Querschiff zeigt und nur sehr wenig orientalischen