Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 287 289

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bald auf längere, bald auf kürzere Zeit unter venetianischer Botmässigkeit standen, auch findet man hier und da Bildhauerarbeiten mit allen Merkmalen dieses Kampfes, aber eben dadurch weniger vollendet in ihrer Form und also kaum der Erwähnung werth, namentlich da von fast allen der Name des Verfertigers unbekannt geblieben ist. Diejenigen aber, die schon das Gepräge des vollständig überwundenen Kampfes an sich tragen, gehören einestheils nicht hierher, anderntheils sind sie grösstentheils von toscanischen Künstlern gearbeitet. Die in Venedig ausgeführten Bauten aber erhielten sich noch länger, wenigstens einzelne Anklänge an das Mittelalter. Dasselbe gilt von den rein decorativen Arbeiten, deren einige wir noch aufzuzählen haben werden, Nur in Bezug auf eine Gattung von Kunstwerken schliesst die mittelalterliche Richtung gerade mit dem Tode des unglücklichen Francesco Foscari ab. Dieser Doge, welcher die Republik durch seinen Ehrgeiz in langwierige und kostspielige Kämpfe verwickelte, dann aber auch mit einer seltenen Energie siegreich durch alle diese Kämpfe sie hindurchleitete , mit derselben Festigkeit die innern Zustände ordnete und im Bereiche der Stadt selbst so viele nützliche Einrichtungen traf, auch durch glänzende Bauten so viel zur Verschönerung der Lagunenkönigin beitrug, dann aber mit schnödem Undank belohnt und endlich noch gar aus seiner Würde Verstössen ward, konnte bei seinem regen Ehrgefühl diesen Sturz nur wenige Tage überleben. Der Senat beschloss, ihn mit allen herzoglichen Ehren zu bestatten und ihm ein prachtvolles Grabmal zu errichten. Dasselbe steht in der Hauptapsis von S. Maria aï Frari zur rechten Seite. Man wählte zu Ausführung desselben einen Mann, dessen Hauptthätigkeit allerdings der Renaissanceperiode angehört, dem wir aber doch hier einige Zeilen widmen müssen, weil er bei dieser Arbeit noch den gothischen Styl zu befolgen suchte; dieselbe scheint übrigens in seine früheste Jugend zu fallen, ja fast will es uns scheinen, als habe er blos als Gehilfe eines ältern Verwandten an ihr gearbeitet, indem sein Name in der darüber vorhandenen Nachricht der zweitgenannte ist. Antonio Rizzo, von Vielen Bregno genannt und deshalb mit
dem Lorenzo Bregno verwechselt, von Andern wieder mit Andrea Riccio identificirt, welche beide, wie wir sehen werden, später lebten, war, wie Morelli nachgewiesen hat, nicht in Padua geboren. Morelli vermuthet, dass er eher in Verona, als in Padua geboren sein könne. Cadorin aber weist nach, dass schon längere Zeit hindurch eine Familie Rizzo in Venedig existirte und das Steinmetzgewerk ausübte. Wenn er nun, wie dies doch sehr wahrscheinlich, dieser Familie angehörte, so ist es ebenso gut möglich, dass er in Venedig selbst geboren sei.
Schon aus dem Jahre 1420 finden wir die Nachricht, dass Maestro

 

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