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die Anatomie etc., doch jenen innigen, seelenvollen Ausdruck, der die Werke der deutschen Künstler jener Zeit, trotz ihrer technischen und linearischen Mängel, doch in mancher Beziehung den Meisterstücken der Pisaner an die Seite stellt.
Den 6. Februar 1439 brach im Arsenal Feuer aus, dessen Anlegung man vom Herzog von Mailand veranlasst glaubte und welches grosse Verheerungen anrichtete, da es von einer Explosion im Pulvermagazin des Arsenals begleitet war.
1440 wurden die Kanäle erweitert, welche von der Stadt nach Lizafusina führen und zwar so, dass sie unten 24, oben 34 Fuss breit und dabei zwei Fuss unter den niedrigsten Wasserstand tief wurden.
In der Kirche
S. Zaccaria stehen drei holzgeschnitzte und vergoldete Altarschreine mit Bildern von
Giovanni Alemanno und
Antonio Vivarini da Murano vom Jahr 1445, welche in Disposition, Detailformation und Technik so ganz deutsch-gothisch sind, dass man wirklich in Versuchung geführt würde, sie für in Deutschland gearbeitet zu halten, wenn nicht das Blattwerk bei aller deutschen Bewegung dennoch in der Gestaltung der einzelnen Blatttheile hin und wieder an die Werke der
Masegne und
Buon erinnerte; auch in der Profilirung der Glieder zeigen sich Anklänge an jene Werke, so dass wir uns zu dem Ausspruch berechtigt glauben, es seien diese Arbeiten von Deutschen in Venedig gefertigt, worauf auch schon der Name
Alemanno hinzudeuten scheint. Dass deutsche Künstler dort gearbeitet, geht unter Anderm aus einer Brunnenöffnung hervor, die in dem Hof eines Privathauses steht ; an derselben befindet sich zwischen venetianisch gestalteten Eckblättern ein ganz deutsch gezeichnetes Wappenschild von einem Bande umzogen, auf dem mit deutscher Minuskelschrift die Worte eingehauen sind: help mer got. Darunter ist ein Steinmetzzeichen.
In der Markuskirche stehen zwei Tabernakel zur Seite des Chors, welche, aus buntem Marmor zusammengefügt, in sehr schönen Verhältnissen, bei vorzüglicher Technik ganz deutsche Formen zeigen.
In der Kirche
aï Frari, unweit des Seitenportals, befindet sich ein hölzernes Dossale, in Spitzbogenfelder getheilt, deren Flächen mit reichverschlungenem Maaswerk ausgefüllt sind, so dass das Ganze fast an die berühmten Chorstühle im Münster zu Ulm erinnert, namentlich auch durch die bewundernswerthe Technik und das in der Arbeit gezeigte grosse Verständniss von der Leistungsfähigkeit des Materials.
Das Grabmal des 1446 verstorbenen Bischof von Feltre
Tommaso Tommasini, welches jetzt in dem Kreuzgang
della Salute aufbewahrt wird, befand sich ehemals in dem Fussboden des jetzt aufgehobenen Klosters
Corpus domini; die in flachem Relief gearbeitete Figur des Ver-