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ihrem Arme sitzend, sich zärtlich an ihren Hals schmiegt; auf der andern Seite vor der Kapelle
San Clemente die Heiligen
Christina, Clara, Catharina und
Agnes, ebenfalls mit einer Madonna in der Mitte, welche jene fast noch in dem Ausdruck schwärmerischer Liebe für ihr göttliches Kind übertrifft, und darin beinahe an die Madonnen der grossen Nürnberger Meister gemahnt.
10) Madonnen sind mehrere in Venedigs Kirchen zerstreut, welche so lebhaft an die beiden letzterwähnten erinnern, dass man sie unbedingt, wenn nicht den
Masegne selbst, so doch wenigstens ihren Schülern zuschreiben muss; zwei der schönsten sind in
S. Marco selbst im Kreuzschiff auf Consolen aufgestellt.
11) Monument des
Jacopo Cavalli († 1384) in
S. Giovanni e Paolo, ( in dem Jahre 1394 vollendet und zwar laut Inschrift von einem Venezianer
Polo, nato de Jacomell, tajapietra. Dieses Denkmal steht an der Südwand der
Capello di S. Pio V, in der nördlichsten Apside in obiger Kirche und ist nicht gerade die beste Arbeit des Meisters zu nennen, obgleich sie immer noch sich wesentlich vor den ältern Denkmälern auszeichnet; freilich lässt sich kein endgültiges Urtheil fällen, weil gerade die hauptsächlichsten Statuetten fehlen, also gerade das, was vielleicht von der Hand des Meisters sein mochte, der den Sarkophag und das Beiwerk wohl von Gehilfen und Schülern mag haben ausführen lassen.
12) Durch dieselbe Inschrift wird ein Grabmal in
S. Franzesco della Mirandola als von
Paolo ausgeführt bezeichnet, welches dem im Jahr 1394 gestorbenen General
Prendiparte Pico urn 1400 errichtet ward.
13) Auch das Monument des
Antonio Venier, welches in
S. Giovanni e Paolo im linken Kreuzarm über der Thür zu der
Capella del Rosario steht, und im Jahr 1400 errichtet ward, soll von den
Masegne herstammen; der Sarkophag bietet weniger Ausgezeichnetes, aber die drei Statuen, welche über dem Sarkophag auf Consolen angebracht sind, bilden in der auffallenden Aehnlichkeit mit denen der Seitenlettner in
San Marco einen ziemlich triftigen Beweis dafür, dass sie dem genialen Meissel des
Pietro Paolo ihre Entstehung verdanken.
14) Das grosse Fenster des Saales
del maggior Consiglio im
Dogenpalast enthält einzelne Anklänge an die Art und Weise der Masegne; da aber gerade an den Architecturtheilen des Fensters Manches auf eine andre Richtung hindeutet, so können wir Selvatico's Vermuthung über die Urheberschaft dieses Fensters nur in Bezug auf einige der Figuren theilen, in denen eben jene Anklänge zur Geltung kommen; das Fenster
soll zwar laut noch vorhandenem Documente aus dem Jahr 1405 stammen dem können wir aber, da dies mit einem S.
194 erwähnten Gesetz nicht übereinstimmt, nicht beipflichten, vielleicht ist in dem handschriftlichen Documente die Zahl undeutlich und muss heissen: 1465.