Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 249 251

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Würde, die sich auch in den lebensvollen Köpfen ausspricht. Bei einigen ist der Faltenwurf äusserst wahr, klar und einfach, bei andern aber zeigt sich wieder germanischer Einfluss, indem die Falten in ihren glatten Parthien schwach und scharf, in den Stauchungen aber kurz geknittert erscheinen.
Das Ganze zeigt deutlich das Bestreben, mehr ein Ideal des Gefühls, als der Formen zu erreichen, mehr eine Verwirklichung der Ideen als der Natur anzubahnen, kurz ganz dasselbe Bestreben, welches die deutsche und die pisanische Schule charakterisirt; wenn nun die deutschen Bildhauer damaliger Zeit dieses Bestreben fast zu weit trieben, und darüber manchmal in die Gefahr kamen, unnatürlich zu werden, während bei den Pisanern dieses Bestreben hier und da in Affectirtheit ausartete und dadurch seinen hohen Zweck verfehlte, blieben diese Arbeiten aus einem andern Grunde hinter der Erreichung ihres Ziels zurück. Dieser Grund ist eine gewisse Schwerfälligkeit in den Verhältnissen, welche zwar nicht so stark ist, dass die Figuren dadurch irgend unschön würden, aber immerhin stark genug, um ihnen den Preis der höchsten Schönheit zu entwinden, den sie ihrer andren Vorzüge wegen verdienen würden.
Im Jahre 1397 besetzte man auch die Lettner der Seitenschiffe mit Figuren. Dieselben sind durch ein Versehen in unserm Grundrisse in dieselbe Linie mit dem Mittellettner gerückt, sie stehen aber weiter hinten, ohngefähr bei e e; jeder ruht auf vier Säulen; Anordnung, Verhältnisse und Vertheilung der Figuren sind gerade wie beim Mittellettner; die Figuren selbst sind jedenfalls von demselben Meister gearbeitet, wie einzelne von jenen, mit denen sie unverkennbare Gleichheit des Styls und der Meisselführung zeigen; da nun aus der Inschrift am Campanile Frari hervorzugehen scheint, dass Jacobello noch vor 1396 gestorben ist, man also wohl annehmen kann, dass die Figuren dieser Seitenlettner von seinem Sohn Pietro Paolo allein gearbeitet wurden, so lässt sich daraus wohl der Schluss ziehen, dass die Figuren des Hauptlettners, die denen am Seitenlettner besonders ähneln, ebenfalls von diesem Pietro Paolo herrühren. Dies sind nun gerade diejenigen, an denen das Gefühl ganz besonders vorherrscht und zugleich diejenigen, deren Faltenwurf jene geknitterten Stauchungen aufweist, so dass wir uns zu der Annahme berechtigt schienen, dass der junge Pietro Paolo bei weitem mehr den germanischen Einflüssen sich hingab, als sein Vater, welcher von seinen Meistern, den beiden Sienesen, die Verehrung für die pisanischen Vorbilder angenommen hatte.
Die auf den Seitenlettnern dargestellten Personen sind: zur Linken vor dem Chor S. Pietro stehen die heilige Magdalena, Cecilia, Helena und Margaretha und in ihrer Mitte eine Madonna mit dem Christuskind, welches, auf

 

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