Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 234 236

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aus schmiedeeisernen Ornamenten und waren vergoldet gleich dem Blattwerk der Capitäle, den byzantinischen Ornamentenstreifen etc.; dieser linke Theil der Obergeschosse ist von dem rechten durch einen schmalen Pfeiler getrennt, welcher in Gestalt eines hohen Feldes mit byzantinischen Ornamentenstreifen etc. besetzt ist. Im Obergeschoss befindet sich ein Wappen in Raulenfeld, mit Ornamenten umgeben, darunter eine byzantinische Pialle mit vier Vögeln auf den Aesten eines Baumes. Die rechte Hälfte der Façade bilden je zwei Balkonfenster mit breitem Pfeiler zwischen sich; die Fenster ähneln denen den Portego flankirenden, sind aber ungleichmässig breit. Der Pfeiler dazwischen erscheint als Feld, gleich den Fenstern umzogen mit einem byzantinischen Ornamentenstreifen und einer Reihe kleiner abwechselnd weisser und rother quadratischer Marmorplatten; das Feld selbst ist mit grössern Marmorplatten belegt und in ihm, ziemlich weit nach oben gerückt, sitzt in jedem Geschoss ein quadratisches Fenstergewände, umzogen mit Ornamentenstreifen und weissen und rothen Quadratchen. Ob diese Quadrate früher Fenster gewesen sind, wie wir solchen schon öfter begegneten, vermögen wir nicht zu entscheiden, jetzt ist das im ersten Geschoss mit einer rothen, das im zweiten mit einer dunkelgrünen Platte ausgesetzt.
Der Hauptsims, der jetzt leider ganz fehlt, bestand, wie wir bei unserer Anwesenheit in Venedig noch aus einzelnen Ueberbleibseln desselben sehen konnten, aus einer Reihe Spitzbogen mit Nasen; auf Consolchen ruhend, bogen sich diese Spitzbogen als flache Hohlkehle vor und trugen einen gewundenen Viertelstab mit Hohlkehlen und Kugeln auf den Windungen, und oben mit einer Platte belegt, über der auf niedrigem Sockel zierliche Zinnen emporragten, die in einer Art Vierblattblume mit Kugeln endigten und vergoldet waren. Diese Zinnen sind abwechselnd hoch und niedrig, an den Enden der Façade ragen je zwei, in der Mitte drei noch höher empör als die übrigen. Die Ecken der Façade sind durch je drei gewundene Stäbe flankirt, deren mittelster einen Grat hat und welche ohne. Basis auf der Sockel aufstehend unter dem Hauptsims in einem grossen gemeinschaftlichen Capitäle endigen, welches nichts zu tragen hat, wie sich denn überhaupt in der ganzen Façade so manche Unmotivirtheit findet, welche blos in dem Streben nach überreicher Verzierung ihren Grund haben kann. Der Gurtsims zwischen Parterre und erstem Geschoss ist mit Blumen besetzt, der zwischen dem ersten und zweiten Geschoss als gewundener Viertelstab profilirt; beide laufen um die Ecksäulen herum, ohne dass diese hier ein Capital oder dergleichen hätten. Auf den Ecken des obera Gurtsimses an den Ecksäulen und auf den Ecken der Zinnensockel sitzen Löwen, auf den Ecken der Balkonbrüstungen

 

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