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rungen erfahren, durch Einsetzen von Fenstern, die Eselsrücken mit Nasen und Scheiben hatten, und Alles, was vom alten Gebäude noch brauchbar war, wollte man bei dem Neubau wieder verwerthen; dieser Neubau begann vielleicht um 1360, vielleicht sogar noch zu Lebzeiten Calendario's; das Erdgeschoss ist das einzige, welches der Vermuthung Halt gibt, dass er daran gearbeitet habe, jedenfalls aber dauerte der Bau bis gegen das Jahr 1400, wenn nicht gar bis in das 15. Jahrhundert hinein, denn viele der Ornamentalformen zeigen auffallende Verwandtschaft mit der Porta della Charta und der Hauptsims weicht ganz von dem Typus der venetianischen Hauptsimse ab und zeigt stark germanische Einflüsse. Das ganze Gebäude, dessen Grundriss, möglichst gewissenhaft restaurirt, wir unsern Lesern in Fig. 64 vorführen, hat bei 22,3 Meter Frontlänge eine Tiefe von 35 Meter. Im Erdgeschoss enthielt es nach dem Kanal heraus eine Vorhalle A, durch die man in einen grossen Raum C, D gelangte, welcher gleich jener durch das ganze Erdgeschoss durchging, beinahe 5 Meter (also 161/2 Fuss) lichte Höhe hatte, und sich in drei grossen Oeffnungen bei D nach dem Hofe zu öffnete; die hier stehenden Säulen tragen gleich den beiden Pfeilern bei C auf Trumhölzern starke Träger, welche die Balkenlage stützen; diese letztere folgt ganz dem gewöhnlichen Typus; die Balken sind 0,3 hoch, 0,2 breit und 0,5 von Mittel zu Mittel entfernt von einander; quer über dieselben ist ein Blendboden genagelt, dessen Fugen durch Leisten verdeckt sind, welche mit den Leisten im Winkel am Balken hin quadratische Casetten bilden. Auf dem Blendboden liegt dann der Battutenfussboden; die Halle vorn heraus hat, wie man aus dem Grundriss sieht, 5 Oeffnungen, wovon die mittelste weiter ist, als die andern; jene ist im Rundbogen, diese sind im Spitzbogen überwölbt; die andern Räume E bis H dienten untergeordneten Zwecken, E und F waren früher durch eine Zwischenbalkenlage in ein niedriges Erdgeschoss und eine Mezzana getheilt; nach dem Kanal heraus hatte das Erdgeschoss zwei kleine quadratische Fenster, sehr nahe darüber waren zwei niedrige Eselsrückenfenster mit rechtwinkliger Einfassung und Nasen, aber ohne Blumen und Scheiben. Leider hat man bei der vor wenigen Jahren im Auftrag der jetzigen Besitzerin, der Tänzerin Taglioni, ausgeführten umfänglichen Reparatur des Gebäudes dieses Stück der Façade ganz verändert; man brach die Zwischenbalkenlage heraus; die dadurch gewonnenen Räume verlangten mehr Licht und das suchte man durch zwei Paar gekuppelte Fenster zu erreichen, welche nun dem ganzen Erdgeschoss ein gebrechliches Ansehen geben und das hochstehende Quadratfeld, welches, vielleicht früher ebenfalls ein Fenster, jetzt durch eine rothe Marmorplatte geschlossen ist, förmlich einquetschen. Dazu