Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 214 216

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welche, nach diesem Fragmente zu urtheilen, theils abwechselnd roth und gelbe Quadrate, theils Verschlingungen geometrischer Linien enthielten; die Felder, Zwickel etc. scheinen mit Ornamentenranken geschmückt gewesen zu sein.
Selbst der Schornstein war bemalt; zuunterst ein Feld mit braun und grünem über Eck stehendem Damenbret, dann stehende Rauten durch gelb und braun schattirte Simsleisten getrennt und darüber ein Feld mit kreisförmigen Verschlingungen solcher Simsleisten; das Uebrige ist Alles bereits sehr verwittert, und nicht mehr zu erkennen.
Der Hof dieses nicht gar grossen Hauses enthält eine der schönsten Treppen Venedigs und neben ihr eine Brunnenmündung, die ebenfalls zu den schönsten gezählt werden muss, welche Venedig aufzuweisen hat; grosse gothisch stylisirte Akanthusblätter legen sich flach an den Kern an, welcher oben in einem achteckigen Sims endigt, unter dessen Ecken Löwenköpfe stehen, zwischen denen Kelchblumen emporwachsen. Zwischen zweien dieser Löwenköpfe hängt das Wappen Goldonis. Die Löwen sind grossartig stylisirt und rechnen zu den schönsten, welche wohl jemals der Meissel dem Marmor abgewonnen hat.
Brunnenöffnungen und Treppenanlagen sind uns noch manche, wenn auch verstümmelt oder theilweise umgearbeitet aus jener Zeit erhalten, und mit den erstem vereinigt in der Regel Gallonen mit Holzdecken; auf Marmorsäulen mit ziemlich einfachen Capitälen ruhen Trumhölzer mit tief ausgekehlten Köpfen , welche ein Rahmenholz stützen, auf dem dann die schwachen und enggelegten Balken ruhen, zwischen denen die auf die Fugen der Blendbodenbreter genagelten Leisten gewissermassen Casetten bilden. In der Regel befindet sich gleich hinter dem Eingang eine solche Gallerie im Erdgeschoss vor dem Antritt der Treppe und oben beim Austritt beginnt eine andere ähnliche, welche die Eingänge zu den Zimmern enthält, wenn man nicht, wie auch hier und da der Fall ist, direct vom letzten Podest in den Portego eintritt. Niemals sahen wir Wendelstufen bei derartigen Treppen.
Wir fanden eben solche Treppen in Verona und Padua, wo ja damals fast Alles nach venetianischer Weise gebaut wurde. So ist selbst im Rathhaus zu Verona die Treppe ganz ähnlich, in Venedig aber sind die schönsten solcher Treppenanlagen in folgenden Häusern zu finden : In dem Hause neben dem Pal. Zaguri; im Hof Gattei bei San Samuelle (zwei Gallerien über einander und schöner Holzhauptsims); im Pal. Armanno bei S. Moisë; Cappello bei S. Giov. in Laterano, und eine der schönsten, vielleicht die allerschönste, wenn auch auf etwas beschränktem Platze in dem Hof des kleinen Palastes Bembo in der Calle Magno bei der Kirche della Celestia. Hier hat noch die die

 

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