Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 213 215

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neu eingebrochenen Fenster wieder mit Malerei in ähnlicher Anordnung, aber anderm Styl umgeben, wodurch das Ganze unklar, dabei aber höchst malerisch geworden ist; die Fenster und Portegos sind nämlich nicht mit der Zahnschnitteinfassung, Fig. 59., sondern mit einem rahmenartigen
Ornamentenstreifen von circa 0,30 M. Breite im Viereck umgeben; diese Ornamentenstreifen sind gelb auf rothem Grund gemalt und nach innen und aussen mit gelben Linien eingefasst, welche sich an den Ecken der Rahmungen durchkreuzen, dadurch entstehen Quadrate, welche in Form eines Vierblatts oder dergleichen ausgefüllt sind, während die ganzen übrigen Felder an den älteren Fenstern blos gothisches Rankenwerk, sehr dem deutsch-gothischen ähnelnd, enthalten, ebenso wie die Zwickel zwischen Umrahmung und Bogen.
An den neueren bemalten Stellen wechseln die Ornamente mit Medaillons, welche Köpfe, Muscheln, knieende Engel etc. enthalten und der Styl dieser neuern Malerei scheint auf das Ende des 15. Jahrhunderts, wenn nicht gar auf den Anfang des 16. hinzudeuten, ja der Friess zwischen Parterre und erstem Stock scheint noch später zu sein, und so viel sich, da er sehr beschädigt ist, noch erkennen lässt, auch mehrere Farben gehabt zu haben.
Interessant sind noch die beiden kleinen Balkonbrüstungen des zweiten Geschosses, streng gothisches Gitterwerk von Schmiedeeisen, sonst in Venedig sehr selten; es scheint vergoldet gewesen zu sein und besteht aus lauter Vierblättern mit runden Schneusen.
Ueber dem zweiten Hauptgeschoss, gleich unter dem Dach, ist noch ein niedriges Halbgeschoss mit einem Portego von sieben Oeffnungen, getrennt durch sechs kleine viereckige Pfeilerchen, welche ein Rahmenholz tragen, über dem sich noch ein gemalter Friess hinzieht, ehe der
Hauptsims kommt. Die Seitenfenster entsprechen dem Portego und das Ganze nimmt sich eigentlich besser aus, als die niedrigen Spitzbogenfenster, welche wir an entsprechender Stelle bei der Casa Orfei und dem Palaste Molin gefunden haben.
Nächst diesen beiden eben besprochenen Häusern zeigt noch die meisten Spuren früherer Bemalung das Haus des Dichters Goldoni, in der Nähe von San Tomá; leider sind aber diese Spuren zu gering, um über das System der Eintheilung dieser Bemalungen ein Urtheil zu erlauben ; es sind fast nur einzelne Stücke von den Streifen erhalten,

 

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