Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 208 210

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auf 3 Säulen und 2 Halbsäulen. Dieselben sind mit den attischen Füssen und den ungefähr nach Fig. 51 gebildeten Capitälen 3,6 M. hoch; davon kommen 0,6 auf das Capitäl sammt Halsglied, der untere Durchmesser der Säulen beträgt 0,31; nach oben sind sie etwas verjüngt. Obgleich dieses namentlich im Verhältniss zu den Bogen ziemlich schlanke Verhältniss eigentlich auf eine Brüstung berechnet zu sein scheint, so ist doch selbige nur an den auf Pilastern ruhenden Seitenöffnungen des Portego vorhanden und zwar in der Gestalt kleiner Balkons von 1,58 M. Breite bei 0,8 M. Ausladung. Die Brüstungen dieses Balkons sind 1,13 M. hoch und in der beliebten Arkaden-Manier mit Eckpfeilern und kleinen Löwen auf den Ecken gebildet, Scheiben sind nicht vorhanden, die Blumen ziemlich unentwickelt. Auf den Seitenfenstern des Hauptgeschosses sitzen etwas besser entwickelte Blumen, hier fehlen aber die scheitrechten Einfassungen, wie auch in der ganzen zweiten Etage, deren unegale Fenster zum Theil aus alten Stücken zusammengesetzt zu sein scheinen. Dieses zweite Geschoss ist niedriger als das erste; zwischen den Seitenfenstern des ersten tritt hier zum ersten Male ein ziemlich hochgestelltes quadratisches Fenster auf, dessen Zweck wir bis jetzt noch nicht haben ergründen können, wenn es nicht etwa blos der Luftcirculation wegen da ist; darüber hängt ein "Wappen in einer Scheibe, die mit einem gewundenen Stab umzogen ist. Das Wappen selbst hat die Form eines aufrechten Halbkreises, an welchen unten ein verkehrter Spitzbogen angehängt ist.
Palazzo Sanudo, jetzt Vanaxel. Dieser Palast ist unstreitig, trotz seiner Unregelmässigkeit eines der interessantesten Denkmale jener Periode, namentlich deshalb, weil sehr wenig daran verändert worden ist, und weil er uns eine Menge jener so interessanten Kleinigkeiten bewahrt hat, die nur an wenigen Gebäuden des Mittelalters in Venedig noch vorhanden sind; desselbe steht in unmittelbarer Nähe der Kirche Santa Maria Miracoli an einem Rio und geben wir unsern Lesern auf Taf. V. eine Ansicht desselben, woraus Dispositionen und Verhältnisse genugsam hervorgehen, wenn auch die Kleinheit der Platte ein deutlicheres Hervortreten der Details unmöglich macht. Namentlich schön ist die Eingangsthür, welche besonders dadurch unser Interesse fesselt, dass der alte Thürflügel noch erhalten ist. Wir stellen dieselbe in Fig. 55 dar und fügen nur noch hinzu, dass die, die Felder abtheilenden Leisten, nach Fig. 56, der Klopfer aber, nach Fig. 57 gestaltet, fast die einzigen dieser Art sind, welche man jetzt noch in Venedig findet. Durch diese Thür gelangt man in eine, ziemlich die ganze Vorderfronte des Parterres in Anspruch nehmende Halle, welche sich nach dem links liegenden Hof zu in Stichbogen öffnet, die sich ziemlich dem Halbkreis

 

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