Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 201 203

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Pilasterecken und die Pilastercapitäle zeigen einen noch spätem Typus. Wir kommen auf diesen Palast zurück.
Casa Barbaro (Balbiera), auf dem Campo S. Angelo, an der Ecke einer kleinen Gasse; ziemlich unregelmässige Façade, Hauptthür scheitrecht mit Eselsrückenbogen , den eine zu kleine Blume krönt, und der durch die Mezzana hindurch greift; die Fenster des Erdgeschosses und der Mezzana sind modern, das erste Hauptgeschoss hat links einen viertheiligen Pergolo, dessen Bogen mit bündigen Nasen, also ganz jener Zeit entsprechend, nicht auf Säulen, sondern auf Pfeilern ohne Verbrechung ruhen; rechts daneben stehen zwei einzelne Fenster, nach demselben Typus gebildet; das Obergeschoss hat über jenem viertheiligen Pergolo fünf Oeffnungen, wovon die drei mittelsten, durch zwei kurze Säulen getrennt, einen Pergolo bilden; die beiden äussersten aber bis zum Fussboden verlängert, als Balkonfenster dienen; der Hauptsims besteht aus einer einfachen Platte auf Consolchen ; die Seitenfaçade zeigt Fenster nach demselben Typus zwischen Schornsteinausbauen, um welche herum sich der Hauptsims verkröpft; sämmtliche Simsecken ruhen auf Diagonalconsolen. Die Essenköpfe haben die sehr häufige Form umgekehrter abgestutzter Kegel.
Casa Fontona, gleich neben jener, jetzt Bierbrauerei, hat nur im Obergeschoss jenen Typus bewahrt. Die Seitenfenster haben keine Pilaster, sondern das Bogenprofil setzt sich ohne Kämpfer als Chambranle bis zur Sohlbank fort; der dreitheilige Pergolo hat ziemlich kurze Säulen und Pilaster, ohne Verbrechung der Ecken. Gleich denen der Casa Barbaro haben diese Fenster keine scheitrechte Einfassung, doch scheinen Scheiben oder wenigstens Marquisenknöpfe neben den Scheiteln gesessen zu haben. Die Hauptthür hat einen unentwickelten Eselsrücken; die sehr geräumige und vermöge ihres Durchgehens durch die Mezzana sehr hohe Entrada ist noch erhalten, sie dient als Schanklokal. Bemerkenswerth ist besonders die sehr einfache, aber hohe Boisseriesockel, welche die Wände umzieht und als Banklehne dient, sowie die Balkendecke. Die Balken sind 4—5" breit und 8— 9" hoch und liegen so nahe an einander, dass die Bretter, welche oben quer über dieselbe genagelt sind (als Blendboden) und auf deren Fugen Simsleistchen sitzen, zwischen diesen Leistchen und den ganz ähnlichen lang an den Balken hinlaufenden Quadrate von circa 11" bilden. Diese Decke macht den Eindruck des sehr Soliden, ohne gerade schwerfällig zu wirken. Farben sind nicht erhalten, ja es sieht fast aus, als wenn sie nie gemalt gewesen sei.
Haus auf dem Campo S. Margarita; ein kleines, ziemlich unbedeutendes Gebäude, dessen Fenster und viertheilige Fenestrato ganz dem

 

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