Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 173 175

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kreis, die Seitengiebel Quadranten; auf das Portal, welches einen spätgothischen Giebel hat, dem aber später römische Säulen untergeschoben worden sind, kommen wir nochmals zurück.
Der Thurm drohte zu Ende des 17. Jahrhunderts den Einsturz, wurde aber 1688 durch Giuseppe Sardi's Geschicklichkeit gerettet. Das Innere hat ungemeine Veränderungen erlitten, so viel man aber erkennen kann, sind die Säulen selbst und die Bogen noch die alten. Die runden Marmorsäulen sind sehr schlank, und im Verhältniss zu der Last, die sie zu tragen haben, ziemlich schwach, ihre Capitäle haben die Hauptform von Fig. 41, sind aber breiter und tragen auf einer ähnlich, wie in Fig. 41 profilirten Kämpferplatte überhobene Rundbogen, während die Hauptwölbungen in stumpfen Spitzbogen ausgeführt sind; ein Beweis für den frühen Beginn und die langsame Beendigung des Baues. Aus dieser Zeit, aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, datirt auch eine etwas veränderte Form der Campanilepavillons; dieselben sind nämlich achteckig und tragen einen hohen runden Helm, in der Regel aus Ziegeln aufgeführt. Beispiele davon sind die Thürme von Sa. Giustina, S. Mar. Zobenigo und S. Moïse; ähnlich, aber weniger motivirt ist der von S. Polo mit rundem Helm auf viereckigem Pavillon.
Im Jahr 1252 starb Marino Morosini und wurde in der Vorhalle S. Marco begraben. Man wusste keine bessere Hülle für den Leichnam eines Dogen zu finden, als einen altchristlichen Sarkophag mit zwei rohen Basreliefs, wovon das eine Christus mit den zwölf Aposteln, das andere Maria mit Weihrauchfässer tragenden Engeln darstellt.
Auch zu dem Begräbniss Giacomo Tiepolo's 1253 benutzte man einen antiken Sarkophag, welcher dann auch den Lorenzo Tiepolo aufnahm; er steht an der linken Seite des Eingangs an S. Giov. e Paolo. War dies nun blos Trägheit oder war wirklich die Bildhauerei in Venedig damals so schwach, dass man besser that, einen alten Sarkophag zu benutzen, als einen neuen machen zu lassen? Wenn dies wirklich der Fall war, so hat sie sich wenigstens sehr schnell gehoben, wie wir bald sehen werden. Im Jahre 1256 hatten die Venetianer bei einem Kampf um die
Kirche Sa. Saba in Acre (Ptolemais) den Sieg über die Genuesen davongetragen, und als Trophäe brachte Lorenzo Tiepolo zwei Pilaster vom Portal dieser Kirche mit nach Venedig, wo sie auf der Südseite der Markuskirche ( s. Y, Y. Fig. 45.) aufgestellt wurden. Die Zeit ihrer Aufstellung wird verschieden angegeben, und ist auch in Bezug auf die Säulen ganz gleichgültig, wichtiger in Bezug auf den Bau der Kirche, weil sie vor einem Portal W stehen, welches nach unserm Dafürhalten kaum vor 1300 errichtet sein kann, wie wir später sehen werden.

 

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