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sätze sind noch vorhanden. Darüber hätte sich dann die Gallerie in derselben Höhe wie an den Längenmauern der Seitenschiffe herüber gezogen, vor dem Mittelschiff mit sieben, vor jedem Seitenschiff mit fünf Bogen. Der darüber noch hervorstehende Theil des Giebels ist fertig gewesen, und enthielt in der Mitte eine grosse, an jedem Seitenschiffgiebel eine kleinere Rosette; nur der Mittelgiebel ist noch jetzt in seiner Vollendung erhalten. Die Gliederung der Rosette ist in ihrem Profil rein gothisch; das Hauptglied, eine ziemlich grosse Hohlkehle, ist abwechselnd in rothen und weissen Steinen ausgeführt. Den Abschluss nach oben bildet ein ziemlich bunt gegliederter Sims auf Spitzbogenfriess, der sich um die Lisenen kröpft, und dann am Giebel herumzieht; Lisenen und Giebelspitze tragen Tabernakel. Doch ist alles dies später und werden wir daher nochmals darauf zurückzukommen haben, ebenso wie auf einige Seitenkapellen und auf die Mehrzahl der in dieser Kirche enthaltenen Denkmäler.
Von der 1232 erweiterten
Sa. Chiara ist nichts Interessantes mehr erhalten.
Im Jahre 1125 war, wie wir S.
115 erwähnten, das Carmeliterkloster mit der Kirche
dell' Annunziata gegründet worden. Bald ward diese sehr kleine und niedrige Kirche zu eng, und man beschloss den Bau einer neuen, welcher jedenfalls vor 1208 begonnen wurde, da in diesem Jahre der Leichnam der
S. Elena dahingeschafft, und gegen das Jahr 1250 benutzt werden konnte, und den Namen
S. Maria dei Carmini oder
del Carmele erhielt, an welcher jedoch noch bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts fortgebaut ward.
Der Grundriss ist ebenfalls ein lateinisches Kreuz. Das Langschiff hat vom Eingang bis zur Vierung sechs Joche mit sechs Kreuzgewölben über dem Hauptschiff. Die Scheidegurte zwischen Haupt- und Seitenschiff aber sind getheilt, so dass zwischen dem Westgiebel und den starken Vierungspfeilern auf jeder Seite je zwölf Bogen auf elf Säulen stehen, und zwar in zwei Reihen über einander. Dadurch sind über den Seitenschiffen Emporkirchen erzeugt. Die hohe Aufmauerung des Mittelschiffs hat in jedem Joch ein Rundbogenfenster.
Das Querschiff steht gegen die Seitenschiffe nicht vor, hinter der Vierung liegen drei Apsiden neben einander, deren jede ein Quadrat mit angesetztem Chorschluss bildet, die mittlere ist im halben Vierzehneck, die seitlichen in drei Seiten eines Siebenecks geschlossen. An der Aussenseite des Chors ist die Lisenenanordnung noch als ähnlich der von
S. Maria aï Frari zu erkennen. Der Westgiebel aber ist zwar auch durch Lisenen nach den Schiffbreiten abgetheilt, dieselben tragen aber Figuren ohne Tabernakel und der Mittelgiebel ist ein Halb-