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berufen wurden, vielleicht auch bildeten sich unter den Architecten ebenso wie unter den Malern zwei Parteien, wovon die eine der orientalischen, die andere der occidentalischen Richtung huldigte; leider wissen wir über die Architecten jener Zeit sehr wenig; dass die Baukunst damals in hohem Ansehen in Venedig stand, geht aus den vielen Bauten hervor; auch finden sich Nachrichten, dass vornehme und reiche Leute sie dilettantisch trieben.
Milizia erwähnt z. B. einen
Marco Giuliano, der im 12. Jahrhundert auf seine Kosten und unter eigner Leitung ein Hospital baute. Auch erzählt er, dass 1154
Domenico Morosini, als der Bau des Campanile wieder in Angriff genommen werden sollte, diesen Bau dem Architecten und Bildhauer
Buono übergab. Dieser
Buono soll auch das Kastell
del Uovo etc. in Neapel, in Pistoja
San Andrea und in Florenz
S. Maria Maggiore gebaut haben, sowie das Rathhaus in Arezzo. Seine Bauweise war, aus diesen Werken zu schliessen, zwar in der Hauptsache spätromanisch, in Einzelheiten hie und da sogar hingen ihm byzantinische Reminiscenzen an, aber er neigte sich doch schon etwas zur Gothik hin. Mit
Nicolo Barattieri zugleich soll ein Architect aus Constantinopel nach Venedig berufen worden sein, dessen Bild der alte Mann mit dem Finger am Mund an der einen Archivolte am Hauptthor sein soll.
Zu den Architecten dieser Zeit gehört auch
Pietro di Cozza von Limena, welcher 1172 den grossen Saal in Padua begann, welcher gleich den Kirchen
dei Eremitani, S. Giacomo und
S. Sofia in Padua sehr viel Motive und Einzelformen enthält, welche in Venedig häufig wiederkehren. Ebenso findet man an dem alten Theil des Doms von Ferrara eine lange Säulengallerie, deren Bogen (überhobene Rundbogen mit Schneppen an der Archivolte) lebhaft an Venedig erinnern ; die Treppe des Rathhauses in Verona ist effectiv venetianisch, auch viele Wohnhäuser daselbst. Selbst die Antoniokirche in Padua kann den venetianischen Einfluss durchaus nicht verleugnen, sowohl im Grundriss als im Aufbau und Detail. Es ist auch nichts natürlicher als dies, da diese Städte theils Venedig unterjocht waren, theils mit den Venetianern in einem nähernden Handelsverkehr standen.
In Bologna auf dem Platz
S. Domenico stehen zwei Grabmäler aus den Jahren 1289 und 1300, welche ganz den Charakter und die Ornamentik der von uns in dieselbe Zeit gesetzten Archivolten tragen.
Ein ähnliches Grabmal, aber nicht so reich, steht in Padua, und dasselbe Motiv, aber in durchdachterer Weise, ist in den Scaligergräbern zu Verona durchgeführt. Wollten wir aber alle die Denkmäler, welche das Gepräge venetianischen Kunsteinflusses an sich tragen oder von venetianischen Künstlern errichtet sind, beschreiben, so würde unser