Geschichte der Architektur und Bildhauerei in Venedig 133 135

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1451 wurde der Patriarchensitz von Grado nach Venedig verlegt; der erste Patriarch von Venedig war Lorenzo Giustiniani.
Nachdem der Doge Foscari gezwungen worden, seinen eignen Sohn zu ewiger Verbannung aus Venedig zu verurtheilen, wurde er selbst 1457 durch den Rath der 10 abgesetzt, und starb nach wenigen Tagen aus Kummer über diesen beispiellosen Gewaltstreich einer den Gesetzen nach ihm untergebenen Behörde. Er wurde mit allen Abzeichen der Dogenwürde und grossem Gepränge begraben, und sein Grab in der Kirche ai Frari mit seinem Bildniss geschmückt.
Während des oben erwähnten langen Kampfes gegen Mailand, hatte ein Candiot Namens Sorbolo einen Beweis geliefert, was man durch Energie und kluge Benutzung selbst geringer zu Gebote stehender Mittel in der Technik leisten könne, indem er eine Flotte von 6 Galeeren und 25 Barken über die Gebirge aus der Etsch in den Andreassee und von da über den Baldoberg in den Gardasee mit Hülfe von Walzen und 2000 Ochsen transportirte.
Ueberhaupt zeigte sich in Künsten und Gewerben während der oben erwähnten bedeutenden Gebietsausdehnungen Venedigs ein lebhaftes Aufblühen und Vorwärtsstreben. Die Baukünstler Venedigs erstreckten ihre Thätigkeit durch die ganze Lombardei bis Mailand. Was zunächst die historischen Data über kirchliche Bauten in Venedig selbst, während der Regierungszeit Fascaris betrifft, so sind folgende die bemerkenswertbesten.
Bei einem der vielen mit dem Herzog von Mailand geschlossenen Friedensverträge im Jahr 1424 war namentlich ein Augustinermönch, Simon da Camerino thätig gewesen; der Senat übergab ihm eine zwischen Venedig und Murano gelegene Insel und unterstützte ihn bei Erbauung einer Kirche San Cristoforo, welche wegen der Ursache ihrer Stiftung noch jetzt den Beinamen della Pace führt, und mit einem Augustinerkloster verbunden ist.
D. 12. Nov. 1430 weihte der Bischof Antonio Cornaro, die Kirche. S. Giovanni e Paolo.
1433 sah ein Eremit Pietro und einige Fischer eine überraschend schöne Frau mit einem Kinde ein gewisses Terrain von einem Ende zum andern mit den Schritten abmessen; Bernardino v. Feltre sollte schon früher die Erbauung eines Klosters an demselben Orte vorhergesagt haben. All dieses bewog eine Einsiedlerin, welche in der Strasse Sunt Agnese wohnte, dem Prinzen Agostino Barbarigo im Senat eine Petition zu überreichen, worin sie ihn bat, ihr aus Liebe zu Gott so viel Terrain an der betreffenden Stelle in den Argeri di S. Andrea zu überlassen, als nöthig sei zu Erbauung eines Franciscaner-Klosters.

 

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